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Kostenplanung


Inhaltsübersicht
I. Grundlagen der Kostenplanung
II. Kostenplanung in der Plankostenrechnung
III. Kostenplanung im Target Costing

I. Grundlagen der Kostenplanung


1. Begriffliche Grundlagen


Unter Kostenplanung versteht man ganz allgemein die zukunftsorientierte Ermittlung der Kosten vor Eintritt der Datenkonstellation (Art und Menge der herzustellenden Produkte) und vor Eintritt der Planungsperiode unter Zugrundelegung gegebener Aktionsparameter und bestehender Restriktionen. Die Kostenplanung kann sich auf die Plankosten bei Planproduktion (klassische Kostenplanung) und auf die Zielkosten als Planung der Allowable Costs bzw. der Drifting Costs (Kostenplanung im Target Costing) richten.

2. Ziele


Der Realisierung der Ziele der Kostenplanung und Kostenkontrolle dienen die folgenden Bereiche:
(1) Aufstellung eines optimalen Planes, nach dem unter Beachtung der Restriktionen die Aktionsparameter so festgelegt werden, dass die Zielgröße, d.h. das Planergebnis, ein Maximum erreicht; hierzu sind die Grundlagen für rationale ökonomische unternehmerische Entscheidungen in Bezug auf die Beschaffung von Produktionsfaktoren, das anzuwendende Produktionsverfahren und das zu realisierende Produktionsprogramm festzulegen.
(2) Festlegung von Maßgrößen zur Kostenkontrolle der in der Planungs- bzw. Betrachtungsperiode tatsächlich entstandenen Kosten. Die Planung der Kosten als Maßgrößen für die Kostenkontrolle erfolgt bei der gegenüber der Planvorgabe abweichenden Beschäftigung ex post als Festlegung von Plankosten bei Ist-Beschäftigung (Sollkosten).

3. Methoden


Die Kostenplanung kann unter Anwendung quantitativer und intuitiver Methoden erfolgen. Ganz überwiegend werden quantitative Methoden diskutiert und angewendet. Es lassen sich vor allem die statistischen und die analytischen Methoden unterscheiden (Kilger, W./Pampel, J./Vikas, K.  2002).
(1) Statistische Methoden bestehen in der Prognose von Kosten auf der Grundlage bereinigter Istdaten (Faktorpreise, Faktormengen, Kosten) der Vergangenheit unter Anwendung statistischer Verfahren. In Betracht kommen insbesondere die Verfahren der Zeitreihenprognose (Zeitreihenprognose im konstanten, im linearen und im Modell höherer Ordnung) und der Regressionsanalyse.
(2) Analytische Methoden gehen von technologischen und organisatorischen Abhängigkeiten und von gesetzlichen, vertraglichen sowie freiwilligen Vereinbarungen aus und bestimmen auf dieser Grundlage den Produktionsfaktorverbrauch sowie die für diesen voraussichtlich entstehenden Kosten bei angenommenem Produktionsprogramm. Wird der Planung nur ein einziger Beschäftigungsgrad zu Grunde gelegt, so spricht man von einstufiger analytischer Kostenplanung. Werden alternative Beschäftigungsgrade geplant, so liegt mehrstufige analytische Kostenplanung vor.
(3) Möglich ist auch die kombinierte Anwendung statistischer und analytischer Methoden. Sie besteht darin, dass Teile der Kostenbestimmungsfaktoren unter Anwendung statistischer Methoden, andere Teile unter Anwendung analytischer Methoden geplant werden.
Eine klassische intuitive Methode stellt die Delphi-Methode dar. Dabei werden Kostenschätzungen/-prognosen durch Experten (Kostenstellenleiter, neutrale Spezialisten) in mehreren Stufen vorgenommen. Die Kostenplanung erfolgt auf der Grundlage der Durchschnittswerte der Schätzung.

4. Strukturelemente


Strukturelemente der Kostenplanung sind neben den Zielen Restriktionen und Aktionsparameter.
(1) Restriktionen können im Beschaffungsbereich (begrenzt zur Verfügung stehende Produktionsfaktormengen), im Produktionsbereich (begrenzte Kapazitäten) und im Absatzbereich (begrenzte Absatzmengen der herzustellenden Produkte) bestehen.
(2) Aktionsparameter sind die Faktorpreise, Faktormengen, Lagermengen, das Produktionsverfahren und das Produktionsprogramm. Aktionsparameter stellen Entscheidungsgrößen dar, die von dem planenden Unternehmen beeinflussbar und bei gegebener Planungsperiode zum Teil konstant, zum Teil variabel sind.

5. Zeitbereich


Zeitbereich der Kostenplanung ist der individuell als Planungsperiode festgelegte Zeitraum. Grundsätzlich kann die Kostenplanung langfristige (strategische) und kurzfristige (operative, taktische) Planung sein. Traditionell liegt der Kostenplanung die kurzfristige Periode zu Grunde, die i.d.R. auf ein Jahr ausgelegt ist; die Planungsperiode innerhalb dieses Zeitraums beträgt vielfach ein Quartal oder einen Monat. Nach neueren Verfahren sind die Zeiträume auch kürzer (Tag, Schicht) und lassen sich bei Realtime Systemen auf beliebig kurze Zeitbereiche festlegen.

6. Verfahren


Zu unterscheiden sind:
(1) Simultane Gesamtplanung, in die alle Interdependenzen zwischen den betrieblichen Teilbereichen eingehen. Sie wird allgemein wegen der auftretenden Interdependenzen als in der Realität nicht durchführbar angesehen.
(2) Erstellung von Teilplänen für die einzelnen betrieblichen Teilbereiche mit anschließender Koordination. Nach dem Verfahren baut die Gesamtplanung auf den Plänen für die betrieblichen Teilbereiche auf. Die Teilpläne sind u.U. in mehreren Stufen aufeinander abzustimmen.

7. Häufigkeit


Die Kostenplanung ist ein auf Wiederholung ausgerichteter Prozess, der ständig abläuft und die nach Beginn der Planungsperiode gewonnenen zusätzlichen Informationen über die relevanten Planungsgrößen in die Planung einbezieht.

II. Kostenplanung in der Plankostenrechnung


Die Kostenplanung in der Plankostenrechnung erfolgt auf der Grundlage der Absatz- und Produktionsplanung. Die Absatzplanung erstreckt sich auf die Art der Produkte, die Produktmengen und die Produktpreise. Die Produktionsplanung umfasst die Erstellung von Teilplänen für die Bereiche der Produktionsprogrammplanung, der Bereitstellungsplanung und der Produktionsverfahrensplanung.

1. Planung der Faktorpreise


Die Planung der Faktorpreise umfasst die Festlegung des Planpreises für den einzelnen Produktionsfaktor für die Planungsperiode (Jahr, Monat). Für wesentliche Entscheidungen im Kostenbereich sind Planpreise festzulegen, die in ihrem Fristigkeitsgrad dem anstehenden Entscheidungsproblem angemessen sind (vgl. Kilger, W./Pampel, J./Vikas, K.  2002).
Methoden der Planung der Produktionsfaktorpreise sind die Standard- und Prognosepreisplanung. Die Planung von Standardpreisen (Festpreisen) stellt darauf ab, für die einzelnen Faktoren Planpreise festzulegen, die über die gesamte Planungsperiode unverändert beibehalten werden, auch wenn sich während der Periode die Faktorpreise verändern. Es steht eher die Kostenkontrolle als die Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen im Vordergrund. Dagegen stellt die Prognosepreisplanung primär auf die Ermittlung von Faktorpreisen als Grundlage für unternehmerische Entscheidungen ab (Schweitzer, M./Küpper, H.-U.  1998).
Die Planung der Faktorpreise kann unter Verwendung quantitativer Planungsmethoden oder intuitiv auf der Grundlage der Prognose einer Person/Personengruppe für die Planungsperiode vorgenommen werden. Die quantitative Planung prognostiziert die Faktorpreise auf der Grundlage mathematisch-statistischer Prognoseverfahren wie der Zeitreihenprognose. Sie beruht auf Beobachtungsdaten eines bestimmten Sachverhalts aus früheren Perioden, die chronologisch in einer Zeitreihe geordnet werden. Dabei wird angenommen, dass die Beobachtungswerte Rückschlüsse auf einen Entwicklungsprozess zulassen, für den eine Variable prognostiziert werden kann. Im Allgemeinen werden die Beobachtungswerte in einen idealtypischen Kurvenverlauf transformiert, der um zufällige Schwankungen bereinigt wird. Voraussetzung für die Anwendung der Zeitreihenprognose ist die Prämisse der Strukturkonstanz. Die Faktorpreise werden in Istpreisstatistiken dokumentiert. Bei Vorgabe der Faktorpreise der Referenzperiode kommt es maßgeblich auf die Verwendung einer zweckgerechten Prognosemethode an.

2. Planung der Einzelkosten


Die Planung der Produkteinzelkosten erstreckt sich bei gegebenen Faktorpreisen auf die Planung des Verbrauchs der Produktionsfaktoren (Mengenplanung), der dem Produkt direkt zugerechnet werden kann. Im Allgemeinen werden zu den Produkteinzelkosten die Material-, die Lohn- und die Sondereinzelkosten gerechnet.
Die Planung der Materialeinzelkosten beruht in der Plankostenrechnung auf einer genau definierten Alternative des Produktionsprogramms und -verfahrens. Zudem werden planmäßige Eigenschaften der in das Produkt eingehenden Materialmengen angenommen. Die Planung der Materialmengen erfolgt i.d.R. analytisch unter Heranziehung von Stücklisten über die planmäßig in das Produkt eingehenden Mengen der unterschiedlichen Materialarten.
Die Behandlung der Fertigungslöhne als Produkteinzelkosten ist in Frage zu stellen. Fertigungslöhne sind nicht, wie traditionell unterstellt, marginal veränderlich. Nur für den Fall, dass volle Flexibilität im Sinne eines fertigungszeitproportionalen Zeitverbrauchs für die Fertigungslöhne angenommen werden kann, können Fertigungslöhne beschäftigungsvariable Kosten – und auch dann nur bedingt Einzelkosten – sein (Scherrer, G.  1999).
Ein Problem der Planung von Lohneinzelkosten ist die Ermittlung des Planlohnsatzes. Er muss neben dem Bruttolohn zumindest alle Lohnteile umfassen, die dem Arbeitnehmer direkt zurechenbar sind (Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, freiwillige soziale Leistungen, betriebliche Altersversorgung). Wird der Planlohnsatz unter Einbeziehung der angeführten Kostenteile bestimmt, so müssen für die Zurechnung einer Reihe der angeführten Kostenteile Schlüsselungen vorgenommen werden, die den Charakter des Fertigungslohns als Einzelkosten in Frage stellen.
Die Planung der Sondereinzelkosten erfolgt nach den Prinzipien der Planung der Materialeinzelkosten. Sondereinzelkosten sind entweder Produkt- oder Produktgruppen- bzw. Auftragseinzelkosten. In den letztgenannten Fällen kann eine Zurechnung auf das Produkt nur im Wege der Schlüsselung erfolgen, sodass zwar Produktgruppen- bzw. Auftragseinzelkosten, nicht aber Produkteinzelkosten gegeben sind. Sondereinzelkosten können die Fertigung (Pläne, Entwicklung, Formen, Modelle und Spezialwerkzeuge, Lizenzen) oder den Vertrieb (Fracht, Versicherungen, Vertreterprovision) betreffen.
Ein Sonderfall der Einzelkostenplanung betrifft produktionsbedingte Produktgruppenkosten bei verbundener Produktion (Kuppelproduktion). Kuppelproduktion ist dadurch gekennzeichnet, dass im Rahmen eines Produktionsprozesses (z.B. Erdölraffinerie) gleichzeitig mehrere Produktarten zwangsläufig entstehen. Zur Zurechnung der gemeinsamen Kosten auf die zwangsläufig entstehenden Produktarten lassen sich bei Kuppelproduktion fiktive Mengeneinheiten, sog. Kuppelproduktpäckchen, bilden (Riebel, P.  1994), für die eine Planung als Einzelkosten erfolgen kann. Dabei wird zwischen rohstoffbezogenen, hauptproduktbezogenen und engpassbezogenen Kuppelproduktpäckchen unterschieden.

3. Planung der beschäftigungsvariablen Produktgemeinkosten


Die Planung der beschäftigungsvariablen Produktgemeinkosten erfolgt nach den gleichen Prinzipien wie die der Produkteinzelkosten; es ist zwischen Faktorpreis- und -mengenplanung zu unterscheiden. Wichtige beschäftigungsvariable Produktgemeinkosten sind Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Energie und Hilfslöhne. Die Planung erfolgt für die einzelnen Kostenstellen kostenartenweise.
Die Planung der Hilfsstoffkosten beruht auf der geplanten Produktart und Produktmenge bzw. auf der geplanten Bezugsgröße (Maschinenzeit, Fertigungszeit) einer Kostenstelle. Für die Bezugsgröße müssen Angaben über die Höhe des Hilfsstoffverbrauchs einer bestimmten Hilfsstoffart in der Kostenstelle pro Bezugsgrößeneinheit bei der Herstellung einer Einheit eines bestimmten Produktes bestehen.
Die Planung der Betriebsstoffkosten erfolgt für die einzelne Kostenstelle anhand von Verbrauchsanalysen der installierten Betriebsmittel auf der Basis der Produktionsverfahrensplanung. Letztere zeigt die zeitliche und intensitätsmäßige Belastung der Betriebsmittel in der Planungsperiode.
Die Planung der Energiekosten erfolgt für die einzelne Kostenstelle als Planung der Energiemengen (Strom, Gas, Wasser). In einem ersten Schritt wird für die in einer Kostenstelle installierten Betriebsmittel der Verbrauch an Energie der einzelnen Energiearten pro Bezugsgrößeneinheit bei vorgegebenen Produktionsverfahren unter Berücksichtigung der planmäßigen Intensität der Betriebsmittel bestimmt. In einem zweiten Schritt wird der Verbrauch der Energiearten pro Bezugsgrößeneinheit mit der Anzahl der Bezugsgrößeneinheiten, in denen die Betriebsmittel in der Planungsperiode voraussichtlich genutzt werden sollen, multipliziert.
Die Planung der Hilfslohnkosten erstreckt sich zunächst auf die Planung der Hilfslohnzeiten für die einzelnen Hilfslöhne. Die Zeitplanung erfolgt auf der Grundlage des geplanten Produktionsprogramms und -verfahrens der Kostenstelle.
Einzelne der angeführten Kostenarten (Energie-, Betriebsstoffkosten) sind zum Teil beschäftigungsvariabel (z.B. Stromkosten für den Betrieb der Maschinen), zum anderen Teil beschäftigungsfix (z.B. Beleuchtungs- und Heizungskosten der Räume). Für diese Kostenarten ist im Rahmen der Kostenplanung eine Kostenspaltung (Kostenauflösung) in die variablen und fixen Teile vorzunehmen.
Planungsverfahren für den Faktorverbrauch der beschäftigungsvariablen Produktgemeinkosten sind u.a. die Vorgabe von Budgets (Riebel, P. 1994; Ewert, R./Wagenhofer, A. 205; Kaplan, R. S./Atkinson, A. A. 1998; Horngren, C. T./Bhimani, A./Datar, S. M./Foster, G. 2005; Horngren, C. T./Datar, S. M./Foster, G. 2006) bzw. speziell von activity-based Budgets (Atkinson, A. A./Banker, R. D./Kaplan, R. S./Joung, S. M. 2001) oder die Verwendung von Bezugsgrößen ((Kilger, W./Pampel, J./Vikas, K. 2002).

4. Planung der beschäftigungsfixen Produktgemeinkosten


Beschäftigungsfixe Produktkosten (Bereitschaftskosten, Kapazitätskosten) entstehen durch Entscheidungen über den Aufbau, die Aufrechterhaltung und die Anpassung der Betriebsbereitschaft an die ökonomische Situation des Unternehmens. Sie sind von Art, Menge und Wert der hergestellten und abgesetzten Produkte unabhängig. Bezugsobjekte für beschäftigungsfixe Produktkosten sind nach traditioneller Kostenplanung zeitliche Intervalle. Sie können bei Berücksichtigung unternehmensindividueller, prozessspezifischer oder organisatorischer Bedingungen unterschiedliche zeitliche Dimensionen haben. Die beschäftigungsfixen Produktkosten werden abhängig von dem maßgeblichen Zeitintervall bestimmt. Bei vergleichsweise langen Zeitintervallen (z.B. Jahr) werden für kürzere Planungsperioden (z.B. Monat, Woche) pro rata Verteilungen der Kosten vorgenommen.
Im Activity-Based Costing erfolgt die Kostenplanung auf der Grundlage von sich wiederholenden (repetitiven) Tätigkeiten (Aktivitäten) (Cooper, R./Kaplan, R. 1991; Cooper, R./Kaplan, R. 1999; Cokins, G. 2001; Atkinson, A. A./Banker, R. D./Kaplan, R. S./Joung, S. M. 2001; Horngren, C. T./Bhimani, A./Datar, S. M./Foster, G. 2005; Horngren, C. T./Datar, S. M./Foster, G. 2006). Für die Tätigkeiten werden Maßgrößen der „ Kostenverursachung “ (Cost-Driver) festgelegt. Zur Bestimmung der Planprozesskosten wird für jede festgelegte Bezugsgröße ein Planwert (Planteilprozessmenge) bestimmt. Den Planteilprozesskostensatz erhält man aus dem Quotienten aus Planprozesskosten je Teilprozess und der entsprechenden Planteilprozesskostenmenge.
Die wichtigsten Planbereiche der beschäftigungsfixen Produktkosten betreffen Betriebsmittelkosten, Personalkosten und Kapitalkosten.
Abschreibungskosten für Betriebsmittel (Gebäude, technische Anlagen, Maschinen) entstehen als abnutzungsvariabler und -fixer Werteverzehr. Für die Planung der beschäftigungsfixen Betriebsmittelkosten ist auf abnutzungsfixen Werteverzehr abzustellen. Das Verfahren der Planung der Abschreibungskosten besteht in der Festlegung der Abschreibungsbasis, der Schätzung der voraussichtlichen Nutzungsdauer und der Ermittlung der planmäßigen Abschreibungskosten. Abschreibungsbasis sind bei pagatorischer Betrachtung die Anschaffungskosten, bei kalkulatorischer Betrachtung die Wiederbeschaffungskosten. Maßgebend ist die Schätzung der voraussichtlichen ökonomischen (wirtschaftlichen) Nutzungsdauer. Sie berücksichtigt neben technischen weitere, i.d.R. restriktive, Faktoren, wie technischer Fortschritt, zeitliche Fertigungsbeschränkungen aufgrund von Gesetz oder Vertrag (Lizenz) und erwartete Nachfrageverschiebungen. Die Abschreibungskosten errechnen sich beim reinen Zeitverschleiß mit dem Quotienten aus Abschreibungsbasis und ökonomischer Nutzungsdauer. Bei gleichzeitigem Auftreten von Gebrauchs- und Zeitverschleiß eines Betriebsmittels sind die Abschreibungskosten durch Kostenaufspaltung in den beschäftigungsvariablen und -fixen Teil aufzuteilen (Scherrer, G. 1999).
Personalkosten als beschäftigungsfixe Produktkosten umfassen Gehälter und Hilfslöhne einschließlich Nebenkosten. Die Planung der Gehälter erfolgt für die Planungsperiode auf der Grundlage der vereinbarten Vergütungen, die Planung der Hilfslöhne auf der Grundlage der für die Planungsperiode geplanten Hilfszeiten und der Hilfslohnsätze unter Beachtung der gesetzlichen und tarifvertraglichen Regelungen.
Kapitalkosten entstehen für den Einsatz von Kapital zur Finanzierung der Bereitstellung von Produktionsfaktoren für die betriebliche Leistungserstellung. Sie treten in Form von (kalkulatorischen) Eigenkapitalzinsen und von (pagatorischen) Fremdkapitalzinsen auf. Bei Einbeziehung werden die Zinsen auf das Eigenkapital als Opportunitätskosten behandelt. Die Planung der Kapitalkosten erfolgt unabhängig vom Abstellen auf den pagatorischen oder kalkulatorischer Charakter der Zinsen auf der Grundlage des betriebsnotwendigen Kapitals oder des betriebsnotwendigen Vermögens (Franz, K.-P.  1992).

III. Kostenplanung im Target Costing


1. Grundlagen


Das Target Costing (Zielkostenrechnung) ist ein Kostenrechnungssystem, das primär geprägt ist durch die Marktorientierung der Kostenbestimmung, den Einfluss der Kostenrechnung auf die Produktplanung und Produktentwicklung und die laufende Kostenverbesserung während des Produktlebenszyklus (Hiromoto, T.  1988; Sakurai, M.  1989; Tanaka, M. 1989; Monden, Y. 1999). Das System des Target Costing ist in den 1970er-Jahren in Japan zur Bewältigung der Energiekostensteigerungen als Folge der ersten Ölkrise entwickelt worden.
Die Marktorientierung der Kostenbestimmung im Rahmen der Kostenplanung hat gegenüber der traditionellen Kostenrechnung einen veränderten Ansatz. Während die traditionelle Kostenrechnung entsprechend der Fragestellung „ Wie hoch sind die Produktkosten? “ für ein bestehendes Produkt bei gegebenem Produktionsverfahren die Kostenplanung vornimmt, leitet die Zielkostenrechnung entsprechend der Fragestellung „ Was darf das Produkt bei bestimmten Produkteigenschaften kosten? “ für ein Produkt mit vom Markt gewünschten Produkteigenschaften die maximal zulässigen Kosten aus dem Preis ab, den der Markt bereit ist, für das Produkt zu vergüten.
Der Einfluss der Zielkostenrechnung auf die Produktplanung und Produktentwicklung beruht auf der Erkenntnis, dass die Kosten eines ingenieurmäßig-technisch festliegenden Produktes bei gegebenem Produktionsverfahren nur noch in geringem Maße beeinflussbar sind. Das ganz überwiegende Kostenbeeinflussungspotenzial liegt mit 80 – 90% in der Produktentwicklung. Der Einfluss der Zielkostenrechnung besteht in der Kostenplanung und Kostenvorgabe für das gesamte Produkt und für die einzelnen Produktkomponenten.

2. Zielkostenfestlegung


Die Zielkostenplanung (Zielkostenfindung, Zielkostenfestlegung) beruht auf der Grundlage des markt-, benchmark- oder standardkostenorientierten Ansatzes. Mit dem Market into Company-Ansatz werden die Allowable Costs als die bei gegebenen Marktverhältnissen, geplantem Produktgewinn und in seinen Eigenschaften festgelegtem Produkt maximal zulässigen Kosten bestimmt. Mit dem Out of Company-Ansatz werden die Zielkosten bei gegebenen konstruktionstechnischen Faktoren und gegebener Fertigungstechnologie als Plankosten festgelegt. Mit dem Into and Out of Company-Ansatz werden neben den Allowable Costs die geplanten (höheren) Produktkosten als Drifting Costs bestimmt, und es wird als Kostenvorgabe ein Wert zwischen den beiden Größen festgelegt. Weitere Kostenplanungsansätze im Target Costing sind der Out of Competitor-Ansatz und der Out of Standard Costs-Ansatz (Seidenschwarz, W.  1993, Seidenschwarz, M.  2002).

3. Zielkostenspaltung


Der in einem ersten Schritt festgelegte Gesamtbetrag der Zielkosten für ein Produkt wird im Target Costing in einem zweiten Schritt in die Kostenplanung und Kostenvorgabe für die einzelnen Produktkomponenten aufgespalten. Die Zielkostenspaltung (Dekomposition) erfolgt in mehreren Schritten:
(1) Festlegung der Merkmale eines zu entwickelnden und herzustellenden Produktes unter Zugrundelegung von Marktanalysen über die gewünschten Produkteigenschaften (Conjoint Analyse);
(2) Gewichtung der Produktmerkmale entsprechend der Präferenzordnung des Marktes;
(3) Produktentwurf unter Zugrundelegung der Produktmerkmale und ihrer Gewichtung;
(4) Ermittlung der Plankosten für die Produktkomponenten und ihrer (relativen) Kostenanteile;
(5) Gegenüberstellung von Kostenanteilen und Teilgewichten der Produktkomponenten mit Ermittlung des Zielkostenindexes für jede Produktkomponente, wobei ein Zielkostenindex von > 1 eine kostengünstige, von < 1 eine kostenungünstige Produktkomponente anzeigt (Scherrer, 1999).
Literatur:
Atkinson, Anthony A./Banker, Rajiv D./Kaplan, Robert S./Young, S. Mark : Management Accounting, 3. A., Upper Saddle River NJ, 2001
Cokins, G. : Activity-Based Cost Management: An Executive\'s Guide, Hoboken NJ, 2001
Cooper, Robin/Kaplan, Robert : Activity-Based Costing, in: Harvard Manager, Jg. 13, 1991, S. 87 – 94
Ewert, Ralf/Wagenhofer, Alfred : Interne Unternehmensrechnung, 6. A., Berlin u.a. 2005
Franz, Klaus-Peter : Ansatz kalkulatorischer Kosten, in: Handbuch der Kostenrechnung, hrsg. v. Männel, Wolfgang, Wiesbaden 1992, S. 423 – 435
Hiromoto, Toshiro : Another Hidden Edge – Japanese Management Accounting, in: Harvard Business Review, Jg. 66, Juli/August 1988, S. 22 – 26
Horngren, Charles T./Bhimani, Alnoor/Datar, Skrikant M./Foster, George : Management and Cost Accounting, Harlow Essex, 3. A., 2003
Horngren, Charles T./Datar, Skrikant M./Foster, George : Cost Accounting, A Managerial Emphasis, Upper Saddle River NJ, 12. A., 2006
Kaplan, Robert S./Atkinson, Anthony A. : Advanced Management Accounting, 3. A., Upper Saddle River NJ 1998
Kilger, Wolfgang/Pampel, Jochen/Vikas, Kurt : Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 11. A., Wiesbaden 2002
Monden, Yasuhiro : Wege zur Kostensenkung. Target Costing und Kaizen Costing, München 1999
Riebel, Paul : Einzelkosten und Deckungsbeitragsrechnung. Grundfragen einer markt- und entscheidungsorientierten Unternehmensrechnung, 7. A., Wiesbaden 1994
Sakurai, Michiharu : Target Costing and how to use it, in: Journal of Cost Management, Jg. 3, H. 2/1989, S. 39 – 50
Scherrer, Gerhard : Kostenrechnung, 3. A., Stuttgart 1999
Schweitzer, Marcel/Küpper, Hans-Ulrich : Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 8. A., München 2003
Seidenschwarz, Werner : Target Costing, in: EdBWL, Handwörterbuch Unternehmensrechnung und Controlling, hrsg. von Küpper, Hans-Ulrich/,Wagenhofer, Alfred, 4. A., Stuttgart 2002, Sp. 1933 – 1946
Seidenscharz, Werner : Target Costing. Marktorientiertes Zielkostenmanagement, München 1993
Tanaka, Masayasu : Cost Planning and Control in the Design Phase of a New Product, in: Japanese Management Accounting, hrsg. v. Monden, Yasuhiro/Sakurai, Michiharu, Cambridge/Massachusetts 1989, S. 49 – 71

 

 


 

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