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Globalisierung


Inhaltsübersicht
I. Ebenen der Globalisierung
II. Dimensionen der Globalisierung von Unternehmen
III. Empirische Studien zum Ausmaß der Globalisierung
IV. Konsequenzen für Großunternehmen und KMU

I. Ebenen der Globalisierung


1. Globalisierung der Wirtschaft


Das Zusammenwachsen nationaler Volkswirtschaften in einer gemeinsamen Weltwirtschaft mit intensiven grenzüberschreitenden Austauschbeziehungen (Koch, Eckart  2000) ist, anders als der erst seit den 1990er-Jahren dafür verwendete Begriff „ Globalisierung “ , keine neue Erscheinung. Von den ausländischen Handelsbeziehungen antiker Völker abgesehen, lässt sich der gegenwärtige Globalisierungsprozess bis in die Kolonialzeit zurückverfolgen. Ab dem 17. Jh. dominierten Europa und später die USA den Welthandel mit dem Export von Industrieprodukten und dem Import von Kolonialwaren und Rohstoffen. Der Sklavenhandel prägte sichtbar den frühen Prozess der Globalisierung (Deutscher Bundestag,  2002). Die Import- und Exportquoten Deutschlands lagen 1913 bereits auf ähnlich hohem Niveau wie heute (Germann, Harald/Raab, Silke/Setzer, Martin  1999), der weltwirtschaftliche Integrationsprozess wurde jedoch im Zuge der beiden Weltkriege jeweils stark zurückgeworfen. Mit der Gründung der Weltbank und des IWF sowie der ITO (später GATT) und OECD wurden wichtige Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Globalisierungsprozesses geschaffen (Low, Patrick  1996); parallel zur Globalisierung ist heute durch die Institutionalisierung lokaler Außenwirtschaftsbeziehungen innerhalb der EU (plus EFTA), NAFTA, MERCOSUR und ASEAN ein Trend zur Regionalisierung (Fuchs, Gerhard/Krauss, Gerhard/Wolf, Hans-Georg  1999) zu beobachten.
Die Globalisierung von Märkten entsteht durch die Angleichung und Integration ehemals voneinander unabhängiger Märkte in verschiedenen Ländern. Besonders fortgeschritten ist die Globalisierung der Finanz- und  Kapitalmärkte; die Verringerung von Transaktionskosten, die internationale Vereinheitlichung von Rechnungslegungsvorschriften und der Fall von Handelshemmnissen haben hier die stärksten Auswirkungen gezeigt. Gefolgt werden die Finanz- und Kapitalmärkte von den teilweise regional begrenzten Waren- und Dienstleistungsmärkten und den überwiegend lokal begrenzten Arbeitsmärkten (Buckley, Peter J.  1998). Mitte der 1990er-Jahre hat sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe in einem mehrjährig institutionalisierten „ Ladenburger Kolleg “ der Daimler-Benz-Stiftung mit Problemen, Ursachen und Folgen der Globalisierung beschäftigt. Dabei hat sich gezeigt, dass Globalisierung heute zwar noch als dominant ökonomischer Prozess auftritt, aber längst auch andere Bereiche wie Politik, gesellschaftliche Lebensformen und soziale Sicherungssysteme erfasst hat. Sie ist jedoch entgegen der allgemeinen Annahme keine Trendfortschreibung der Internationalisierung, sondern ein völlig neuartiges Phänomen (Steger, Ulrich  1998).

2. Globalisierung vs. Internationalisierung von Unternehmen


Der internationale Austausch von Gütern findet in jüngerer Zeit verstärkt auf internen Märkten statt (OECD,  2002), sodass der Begriff „ Globalisierung “ v.a. mit den großen multinationalen Unternehmen in Verbindung gebracht wird (Birkinshaw, Julian/Morrison, Allen/Hulland, John  1995; Hwang, Peter/Burgers, Willem P.  1997). Diese Unternehmen, die als Treiber der Globalisierung zu gelten haben, werden häufig bereits dann als global operierend bezeichnet, wenn sie ihre Aktivitäten gleichzeitig auf die Triadenmärkte USA, Europa und Japan konzentrieren. Dies ist als problematisch anzusehen; konsequenterweise wird dabei vorgeschlagen, die gegenwärtige geographische Entwicklung transnationaler Geschäftstätigkeit besser als Regionalisierung denn als Globalisierung zu beschreiben (Rugmann, A./Verbeke, A.  2005).
International tätige Unternehmen sind nach herrschender Meinung solche, deren Aktivitäten in Form des Exports, von Technologieabkommen oder Direktinvestitionen auf Dauer nationale Grenzen überschreiten (Macharzina, Klaus/Engelhard, Johann  1987). Im Hinblick auf den Absatzmarkt ist bspw. ein Unternehmen umso internationalisierter, je größer der Anteil seiner im Ausland erzielten Umsätze ist. Ausländische Umsätze müssen jedoch nicht zwangsläufig globaler Herkunft sein; sie können aus wenigen Ländern in der Nachbarschaft des Heimatlandes stammen.
Damit ein Unternehmen als globalisiert gelten kann, müsste sein „ Stammland “ hingegen die ganze Welt geworden sein (Engelhard, J./Hein, S.  2001). Um zu einer angemessenen, von der Internationalisierung abgegrenzten Definition von Globalisierung zu kommen, ist die Inland-Ausland-Perspektive aufzugeben und durch das Kriterium der weltweiten Verteilung zu ersetzen. Danach sollte ein Unternehmen erst dann als globalisiert bezeichnet werden, wenn die internationale Streuung seiner Aktivitäten derjenigen der Weltwirtschaft entspricht (Fisch, Jan Hendrik/Oesterle, Michael-Jörg  2003). Diese Definition der Globalisierung lässt sich präzisieren, wenn man die Dimensionen der Globalisierung in exogen und endogen verursachte Aspekte untergliedert.

II. Dimensionen der Globalisierung von Unternehmen


1. Exogene Globalisierung


Die exogenen Dimensionen der Globalisierung ergeben sich aus Reaktionen auf äußere Zwänge zur Globalisierung. Durch den Wettbewerbsdruck ausländischer Konkurrenten bleibt bisher national tätigen Unternehmen oft keine andere Wahl, als zur Realisierung von Größenvorteilen ebenfalls auf ausländischen Absatzmärkten tätig zu werden. Dann beginnt ein Internationalisierungsprozess hinsichtlich des Umsatzes, der bei Erreichung des obigen Kriteriums zu einem globalen Prozess werden kann. Dieser kann dadurch verstärkt werden, dass bereits internationalisierte Unternehmen von ihren Lieferanten verlangen, ihnen ins Ausland zu folgen. Aus Sicht der Kunden entsteht eine Globalisierung der Beschaffung. Kostendruck kann Unternehmen weiterhin zur Verlagerung der Produktion in Länder mit geringeren Lohnkosten drängen; es kommt zu einer Globalisierung hinsichtlich des Personals. Der Aufbau von Produktionsstätten im Ausland erfordert Investitionen, sodass sich Globalisierung auch in der Verteilung des Vermögens widerspiegelt. Nationale Unterschiede in der Gewinnbesteuerung lassen es zuweilen attraktiv erscheinen, Gewinne weltweit zu verlagern; dadurch wird die Steuerbelastung globalisiert. Diese Dimensionen wurden bereits verbreitet zur Messung von Internationalisierung herangezogen (vgl. den Überblick bei Nguyen, The-Hiep/Cosset, Jean-Claude  1995). Entscheidend für ein hohes Reifestadium auf dem Globalisierungspfad scheint aber die weltweite Streuung der Wertschöpfungskette zu sein.

2. Endogene Globalisierung


Unter den endogene Dimension der Globalisierung sind solche zu verstehen, die Unternehmen proaktiv vorantreiben, um sich auf künftige Herausforderungen der Globalisierung vorzubereiten. Als wesentliche Einflussfaktoren sind Aktivitäten anzusehen, vermöge derer es den Unternehmen gelingt, Transaktionen endogen kostengünstiger vorzunehmen (Hierarchie) als über Märkte (Internalisierung als Ursache der Globalisierung, Buckley, Peter J./Casson, Mark  1976). Die internationale Besetzung des oberen Managements ermöglicht eine ausgeglichene Berücksichtigung von Perspektiven und Interessen verschiedener Regionen in der Unternehmenspolitik. Die Delegation von Entscheidungskompetenzen an international verteilte Centers of Excellence fördert auf der nachgelagerten Hierarchieebene die Nutzung regional spezialisierter Fähigkeiten und Kenntnisse bei der Entscheidungsfindung. Große Kapitalgesellschaften bemühen sich vermehrt um die Notierung ihrer Titel an ausländischen Börsen und treiben damit die Globalisierung in der Struktur ihrer Anteilseigner voran. Ebenso ist die Akquisition von ausländischem Fremdkapital Ausdruck einer endogenen Globalisierung. Die Pfadbetrachtung der Globalisierung darf aber nicht den Eindruck der Zwangsläufigkeit entstehen lassen; so finden sich immer wieder Unternehmen, die von Anbeginn an global auftreten ( „ Born Globals “ ), wie der Peripheriegerätehersteller Logitech oder der Softwareanbieter Living Systems.

III. Empirische Studien zum Ausmaß der Globalisierung


Bis heute sind keine Arbeiten bekannt, welche die Globalisierung von Unternehmen entlang der ganzen Bandbreite exogener und endogener Dimensionen untersuchen. Das bestehende Datenmaterial beschränkt sich überwiegend auf die Messung des Internationalisierungsgrads hinsichtlich einer oder einiger weniger Dimensionen Lynch, R./Clayton, T.  2003.

1. Eindimensionaler Ansatz


In einer Synopse bei Sullivan (Sullivan, Daniel  1994a) finden sich 17 Studien aus dem Zeitraum zwischen 1971 und 1990, von denen sich zur Messung des Internationalisierungsgrades 16 ausschließlich auf den Anteil des ausländischen Umsatzes am Gesamtumsatz stützen. Großzahlige Untersuchungen wurden in erster Linie für US-amerikanische Unternehmen durchgeführt. Für die 100 umsatzstärksten Unternehmen in den USA im Jahre 1981 stellt Sullivan (Sullivan, Daniel  1994b) einen Anteil von 27,5% ausländischer Umsätze fest, für die 100 umsatzstärksten europäischen Unternehmen 40,3%. Chen et al. (Chen, Charles J. P. et al. 1997) werteten für 5487 MNU aus der Industrial Compustat Datenbank (USA) 1984 – 1993 den Anteil ausländischer Gewinne vor Steuern aus und errechneten hierfür einen durchschnittlichen Wert von 40,2%. In einer Stichprobe von 880 MNU aus der Disclosure WorldScope Datenbank (USA) 1987 – 1996 finden Reeb et al. (Reeb, David M./Kwok, Chuck C. Y./Baek, H. Young  1998) einen Anteil ausländischer Umsätze von 26,7%. Für sich genommen weisen diese Zahlen auf eine rege internationale Geschäftstätigkeit bei den untersuchten Unternehmen hin. Inwieweit diese als globalisiert anzusehen sind, lässt sich mit diesem einen Maß allerdings nicht abschließend beurteilen.

2. Mehrdimensionaler Ansatz


Darum ist es nützlich, mehrdimensional vorzugehen. Sullivan (Sullivan, Daniel  1994a) skaliert hierzu den Anteil der ausländischen Umsätze, Tochtergesellschaften und Vermögensbestandteile sowie die kulturelle Unterschiedlichkeit und die internationale Erfahrung der Top-Manager zwischen 0 und 1 und fasst diese fünf Dimensionen in einem gemeinsamen Indexwert von 0 bis 5 zusammen. In seiner Stichprobe von 74 US-amerikanischen Industrieunternehmen, mehrheitlich aus den Fortune 100, variieren die Indexwerte zwischen 0,54 und 3,13. Sullivans Vorgehen bei der Aggregation der Dimensionen ist jedoch wegen der pauschalen Gleichgewichtung und insb. des dabei entstehenden Informationsverlustes problematisch (Ramaswamy, Kannan/Kroeck, K. Galen  1996). Von demselben Mangel ist auch der Transnationality Index (UNCTAD,  2000) betroffen, der den Anteil von ausländischen Vermögensanteilen, Umsätzen und Beschäftigten umfasst. Der Indexwert liegt bei den „ 1998 World\'s 100 Largest Transnational Corporations “ zwischen 13,5 und 94,8%, durchschnittlich bei 53,9%. Um solchen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wird es andernorts vermieden, die Dimensionen rechnerisch miteinander zu verbinden. Germann et al. (Germann, Harald/Raab, Silke/Setzer, Martin  1999) erfassen sie voneinander getrennt in Globalisierungsprofilen. Hassel et al. schlagen eine Trennung der realwirtschaftlichen von den finanziellen Dimensionen vor (Hassel, A. 2003).
Die auf der Inland-Ausland-Perspektive beruhenden, bis nahe 100% reichenden Transnationality Indexwerte der UNCTAD verringern sich auf höchstens 50,3%, wenn man sie mit dem Anteil der Länder in der Welt multipliziert, in denen die betreffenden Unternehmen tatsächlich vertreten sind. Ietto-Gillies (Ietto-Gillies, Grazia  1998) versucht auf diese Weise, die internationale Streuung der Aktivitäten zu berücksichtigen. Ob man bei 50% als Indexwert von einer 50%igen Globalisierung ausgehen kann, bleibt allerdings offen. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang das Problem der Zusammenfassung verschiedener Dimensionen in einem aussagefähigen Indexwert der Globalisierung noch nicht gelöst.

3. Komplexer Ansatz


Der Ansatz von Fisch und Oesterle (Fisch, Jan Hendrik/Oesterle, Michael-Jörg  2003) fasst mehrere Dimensionen der Globalisierung in einer komplexen Zahl zusammen; auf diese Weise entsteht bei der Integration kein Informationsverlust. Das Complex Spread and Diversity Measure berücksichtigt im Realteil die internationale Streuung (inverse Gini-Koeffizienten) der Unternehmensaktivitäten im Verhältnis zu denjenigen der Weltwirtschaft und im Imaginärteil das Verhältnis der kulturellen Unterschiedlichkeit (Varianz) im Unternehmen und in der Welt. Hinsichtlich beider Dimensionen ist das Maß so konzipiert, dass eine Ausprägung von 100% einer vollständigen Globalisierung entspricht.
Globalisierung
Abb. 1: Globalisierung der deutschen „ Top 100 Transnational Corporations “ 1980 – 1999
Mit diesem Globalisierungsmaß wurde die Globalisierung der deutschen unter den Top 100 Transnational Corporations im Zeitraum zwischen 1980 und 1999 untersucht. Die Abbildung zeigt ihre „ Globalisierungspfade “ in der komplexen Ebene mit normierten Dimensionen. Offenbar weisen die Unternehmen in der Stichprobe weder eine vollständige Globalisierung noch einen geradlinigen Weg in diese Richtung auf; vielmehr bewegen sie sich seit zwei Jahrzehnten in unklaren, teilweise zirkulären Mustern im Bereich mittlerer Globalisierung. In einer Untersuchung mit vergleichbaren Messgrößen zeigte die internationale Streuung einen positiven, die kulturelle Unterschiedlichkeit hingegen einen negativen Einfluss auf den Unternehmenserfolg (Goerzen, A./Beamish, P. W. 2003).
Die empirischen Ergebnisse müssen zusammengefasst dahingehend bewertet werden, dass bezüglich des Ausmaßes der Globalisierung noch große Unsicherheit besteht. Die Befunde sind jeweils stark von der zu Grunde gelegten Definition abhängig; keine der bestehenden Messmethoden konnte sich bislang überzeugend durchsetzen. Im Hinblick auf die jüngeren Studien ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich die Debatte über globale Unternehmen eher mit einem rhetorischen als einem realen Phänomen befasst. Demnach ist es vermutlich nach wie vor sinnvoll, von internationalen und nur in besonderen Fällen von globalen Unternehmen zu sprechen.

IV. Konsequenzen für Großunternehmen und KMU


1. Herausforderungen der Globalisierung


Für Großunternehmen, die bereits international tätig sind, steht inzwischen nicht mehr die Markt-, Ressourcen- oder Kernkompetenznutzung im Vordergrund, sondern vielmehr die Aufteilung der Wertschöpfungskette nach komparativen Vorteilen auf die verschiedenen Regionen der Welt. Auch hochwertige Elemente der Wertekette wie Marketing oder F&E sind aus dem früheren „ Stammhaus “ ausgegliedert und weltweit verteilt. Das Ladenburger Kolleg hat herausgestellt, dass nicht nur die internen Prozesse entgrenzt werden; auch die externen Grenzen verschwimmen durch Joint Ventures, strategische Allianzen oder Entwicklungspartnerschaften. Am Ende steht das virtuelle Unternehmen, in dem projektorientiert die jeweils benötigten Kompetenzen und Ressourcen von den besten und günstigsten „ Anbietern “ im weltweiten Unternehmensverbund unter Nutzung digitaler telematischer Informations-, Kommunikations- und Entscheidungsunterstützungssysteme zusammengezogen werden (Steger, Ulrich  1998).
Sich rasch wandelnde, differenzierte Märkte und Technologien erfordern eine starke Dezentralisierung der Entscheidungsautonomie; dieses erhöht wiederum die Komplexität der Organisation, was die Nutzung gemeinsamer Ressourcen, insb. des Wissens, erschwert. Die nach wie vor vorhandene Hierarchie wird durch Heterarchie ergänzt, was die Zuordnung von Entscheidungskompetenzen oder Verantwortung schwieriger macht und ein internes Legitimitätsdilemma erzeugt. Ein weltweit tätiges Unternehmen kann aus einer Vielfalt von Optionen auswählen, um zumindest temporär eine Stimmigkeit von Strategie, Struktur, Systemen und Ressourcen zu erreichen. Die notwendige Schaffung kultureller Koordinationsmechanismen wird durch die große Bandbreite nationaler Kultureinflüsse und die ständige Veränderung von Geschäftsfeldern und Organisationseinheiten zur besonderen Herausforderung. Die Führung des Unternehmens gerät damit mehr zum Ausbalancieren von multiplen Zielkonflikten und sich zum Teil widersprechenden Anforderungen als zur wohl strukturierten optimalen Erreichung der strategischen Ziele (Steger, Ulrich  1998).
Für KMU ergeben sich aus der Globalisierung mitunter schwierige Konsequenzen; dies gilt allerdings nur für den geringen Teil der KMU, die auf überregionalen Märkten tätig sind. Wenn neue ausländische Konkurrenten einen Verdrängungswettbewerb betreiben oder bedeutsame Abnehmer internationale Lieferbereitschaft fordern, müssen KMU auf Nischen ausweichen oder selbst mit internationaler Geschäftstätigkeit reagieren. Bei den für KMU charakteristischen Finanzierungsengpässen und mangelnden Markt- und Kulturkenntnissen im Ausland kann dies ihre Existenz bedrohen. Andererseits vermögen manche stark spezialisierte KMU sehr erfolgreich ihre Chancen auf internationalen Märkten zu nutzen.

2. Globalisierungskritik und Ansätze zur Verbesserung


Als Gegenveranstaltungen zu den Weltwirtschaftsgipfeln treffen sich alljährlich immer mehr Menschen zu Protesten gegen die Globalisierung. Die teilweise gewaltbereiten Kritiker sehen in der Globalisierung einen bedrohlichen Machtzuwachs der internationalen Konzerne. Ferner gilt ihre Sorge den enorm zugenommenen Devisenbewegungen, die nur noch zu einem geringen Teil der Finanzierung des internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehrs dienen, sondern losgelöst von der realen Sphäre durch die großen institutionellen Anleger mit einer gewaltigen Wirtschaftskraft nach dem Kriterium höchster Renditeerwartungen gelenkt werden. Die beklagten Missstände wie Kinderarbeit, Umweltschädigung oder entarteter Wettbewerb durch den Protektionismus industrialisierter Länder und die Machtausübung internationaler Konzerne sind mit Grundsätzen der Unternehmensethik kaum vereinbar (Müller, Stefan/Kornmeier, Martin  2001). Bei der derzeitigen internationalen Machtverteilung ist jedoch kaum zu erwarten, dass die „ unsichtbare Hand “ des Weltmarkts allein in der Lage wäre, solche Fehlentwicklungen wirksam zu verhindern. Aus wissenschaftlicher Sicht wird diese Vermutung bestätigt (Dunning, J. H. 2004, 2005; Bhagwati, J. 2004; Wolf, M. 2004) und daher gefordert, dass die außermarktlichen Institutionen mit den wertschöpfenden globalisierenden Unternehmen zusammenarbeiten müssen, um den Prozess und den Erfolg der Globalisierung zu verbessern. Insbesondere wird in dieser Hinsicht scharfe Kritik am Trio der übernationalen Agencies IWF, Weltbank und WTO geübt und ein drastisches Umdenken in deren Mindsets sowie eine fundamentale Rekonfiguration ihrer inhaltlichen Programme, institutionellen Strukturen, Anreizsysteme und Enforcement-Mechanismen, vor allem im Hinblick auf die Fehlsteuerung und schädlichen Wirkungen der Globalisierung in den Entwicklungsländern für notwendig erachtet (Stiglitz, J. 2002).
Literatur:
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Birkinshaw, Julian/Morrison, Allen/Hulland, John : Structural and Competitive Determinants of a Global Integration Strategy, in: SMJ, Jg. 16, 1995, S. 637 – 655
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Buckley, Peter J./Casson, Mark : The Future of the Multinational Enterprise, London 1976
Chen, Charles J. P. : An Investigation of the Relationship between International Activities and Capital Structure, in: JIBS, Jg. 28, 1997, S. 563 – 577
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Dunning, J. H. : More – yet more on globalization, in: Transnational Corporations 2005, No. 2, S. 159 – 168
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Fisch, Jan Hendrik/Oesterle, Michael-Jörg : Exploring the Globalization of German MNCs with the the Complex Spread and Diversity Measure, in: sbr, Jg. 55, 2003, S. 2 – 21
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