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Industriebetriebe


Inhaltsübersicht
I. Klassifikation von Industriebetrieben
II. Statistische Charakterisierung der Industrie
III.  Strategische Veränderungen in Industriebetrieben

I. Klassifikation von Industriebetrieben


Nach einer grundlegenden Unterscheidung der Marktleistung von Unternehmen können Sachgüter- von Dienstleistungs-Wirtschaftszweigen abgegrenzt werden. Während Sachgüter die Outputs materieller oder tangibler Branchen (Hard Technologies) darstellen, z.B. der Forstwirtschaft, sind Dienstleistungen das Ergebnis in immateriellen oder intangiblen Branchen (Soft Technologies), z.B. im Einzelhandel oder in der Steuerberatung.
Sachgüter-Wirtschaftsbereiche können weiterhin in Wirtschaftszweige der Natur und solche des Gewerbes untergliedert werden. Damit gelangt man in Anlehnung an die amtliche Wirtschaftsstatistik zu einer aggregierten Einteilung der Gesamtwirtschaft in den

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Primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei),

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Sekundären Sektor (Produzierendes Gewerbe) sowie

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Tertiären Sektor (Dienstleistungsbereiche einschließlich Staat, private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck) (Kortzfleisch, Gert-Harald von 1996, Sp. 675).


Industriebetriebe sind danach dem Sekundären Sektor oder Produzierenden Gewerbe zuzuordnen.
Die Ordnung der drei Sektoren gibt einerseits den Wertschöpfungsfluss abnehmender Naturnähe von der biologischen Stoffgewinnung (Urproduktion) über die nicht-biologische Stoffgewinnung sowie die Stoffbe- und -verarbeitung zur immateriellen Veredelung wider. Andererseits spiegelt sich darin die säkulare Gewichtsverlagerung der sektoralen Entwicklung von der agraren über die gewerbliche zur dienstleistungsbezogenen Wirtschaft.
Nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003 (WZ 2003) zählen die folgenden vier Abschnitte (C bis F) zum Sekundären Sektor (Statistisches Bundesamt 2005, S. 367):

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C: Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,

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D: Verarbeitendes Gewerbe,

-

E: Energie- und Wasserversorgung sowie

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F: Baugewerbe.


Dabei kann der mit Abstand gewichtigste Abschnitt (D) der WZ 2003, nämlich die Gesamtheit der Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, mit Tab. 1 noch genauer in 14 Unterabschnitte (DA-DN) bzw. in 23 Abteilungen (15 – 37) aufgeschlüsselt werden (Statistisches Bundesamt, 2005, S. 378, 380).
Industriebetriebe
Tab. 1: Aufschlüsselung des Verarbeitenden Gewerbes (WZ 2003, Abschnitt D)
Tab. 1 umfasst Wirtschaftszweige der

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Bearbeitung (Erzeugung) von Stoffen (Vorleistungsgüter-, Grundstoffbranchen) sowie

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Verarbeitung (Weiterbearbeitung, Veredelung) dieser Grundstoffe.


In den Stoff verarbeitenden Branchen werden entweder überwiegend

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Investitionsgüter, deren Abnehmer andere Unternehmen sind, oder

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Konsumgüter, deren Abnehmer private Haushalte sind,


produziert. Dabei können Konsumgüter noch in langlebige (Gebrauchs-, Bestands-) und kurzlebige (Verbrauchs-, Verzehrs-)Güter unterteilt werden.
Zusammenfassend lässt sich damit das Verarbeitende Gewerbe (Abschnitt D) vier vorrangigen Gruppen von Branchen zuordnen. Diese sind Wirtschaftszweige der Herstellung von

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Vorleistungsgütern, z.B. Abteilung (20) Holzgewerbe (Sägewerk usw.) oder (27) Metallerzeugung und -bearbeitung (Stahlwerk usw.),

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Investitionsgütern, z.B. (29) Maschinenbau oder (35) Sonstiger Fahrzeugbau (Gabelstapler usw.),

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Gebrauchsgütern, z.B. (32) Rundfunk- und Nachrichtentechnik oder (36) Herstellung von Möbeln sowie

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Verbrauchsgütern, z.B. (15) Ernährungsgewerbe oder (18) Bekleidungsgewerbe.


Während Industriebetriebe ausschließlich dem Sekundären Sektor angehören, ist umgekehrt nur eine Teilmenge (zwar die bedeutsamere) aller Betriebe des Sekundären Sektors als Industriebetriebe anzusehen. Die restlichen Betriebe des Produzierenden Gewerbes sind dem Handwerk zuzuordnen. Die gewerbliche Bruttowertschöpfung der Industrie beträgt das gut Dreifache des Handwerks, mit eher sinkender Tendenz (Haupt, Reinhard 2000, S. 5).
Handwerksbetriebe konzentrieren sich innerhalb des Produzierenden Gewerbes nur auf das

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Verarbeitende Gewerbe (Abschnitt D), und dabei nur auf die Stoffver-, nicht Stoffbearbeitung, sowie das

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Baugewerbe (Abschnitt F).


(Darüber hinaus sind Handwerksbetriebe auch im Tertiären Sektor, z.B. in der Kraftfahrzeugreparatur, vertreten.) Industriebetriebe sind dagegen in der ganzen Breite des Sekundären Sektors tätig (Hansmann, Karl-Werner 2001, S. 4; Haupt, Reinhard 2000, S. 7).
In der Stoffverarbeitung (und im Bauwesen, einem speziellen verarbeitenden Wirtschaftszweig), einer Domäne des Handwerks, ist der Einsatz gelernter Arbeit und damit die Arbeitsintensität größer bzw. der Technikeinsatz und damit die Kapitalintensität niedriger als in der Stoffbearbeitung. Damit liegt die Arbeitsproduktivität (Umsatz pro Beschäftigten) im gesamten (industriellen und handwerklichen) Verarbeitenden Gewerbe mit ca. 220.000 Euro um etwa das 2,4fache höher als im rein handwerklichen Verarbeitenden Gewerbe mit gut 90.000 Euro (Statistisches Bundesamt, 1997, S. 193, 232; Statistisches Bundesamt, 2005, S. 367).
Andere Merkmale, wie die Betriebsgröße, die Auftragsstruktur (Markt- oder Kundenfertigung), die Absatzregion (lokal oder global) u.a., sind zur Abgrenzung zwischen Industrie- und Handwerksbetrieben lediglich bedingt brauchbar, da kleinbetriebliche Industrieunternehmen mit überwiegender Kundenfertigung im lokalen Raum nur schwer von Handwerksunternehmen zu unterscheiden sind. Mehr Aussagekraft bietet das Kennzeichen der Leitungsstruktur, wie der VGH Baden-Württemberg 1993 in einem Urteil festgestellt hat: Darnach wird das Handwerk durch den meisterlich befähigten Inhaber charakterisiert (Kortzfleisch, Gert-Harald von 1996, Sp. 685 f.). Aber auch dieses personale und qualifikationsbezogene Prinzip versagt im Einzelfall als zwingendes Unterscheidungsmerkmal. Letztlich verbleiben als trennscharfe Abgrenzungskriterien nur juristische Merkmale wie der Registerzwang (hier: Handwerksrolle, dort: Handelsregister) und die Pflichtmitgliedschaft in der jeweiligen Interessenvertretung (hier: Handwerkskammer bzw. Innung, dort: Industrie- und Handelskammer bzw. Industrieverband) (Bratschitsch, Rudolf 1979, Sp. 767 f.; Kern, Werner 1992, S. 6; Schweitzer, Marcell 1994, S. 21; Kortzfleisch, Gert-Harald von 1993, Sp. 1696).

II. Statistische Charakterisierung der Industrie


Die folgenden ausgewählten sektoralen bzw. branchenspezifischen sowie unternehmensbezogenen Zahlenangaben vermitteln einen Eindruck von der Wirtschaftsdynamik und Strukturanpassung in der Industrie in der jüngeren Vergangenheit. Tab. 2 zeigt die Entwicklung der Wirtschaftskraft (Bruttowertschöpfung) und der Beschäftigung (Zahl der Erwerbstätigen) in der Bundesrepublik Deutschland seit 1960, und zwar in der aggregierten Betrachtung der 3 Sektoren sowie in der Aufschlüsselung des Sekundären Sektors auf dessen vier Abschnitte (C-F) (wobei Abschnitte C und E aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit zusammengefasst sind) (Statistisches Bundesamt, , 1997, S. 106 – 108, 670 – 672; Statistisches Bundesamt, , 2005, S. 77, 630 f.; Haupt, Reinhard 2000, S. 10 f.).
Industriebetriebe
Tab. 2: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätige in Deutschland (1960 – 2000)
Diese Statistik weist zunächst auf den umfassenden intersektoralen Umstrukturierungsprozess der „ Tertiarisierung “ hin: Darnach wächst der Tertiäre Sektor unaufhaltsam auf Kosten der beiden anderen Sektoren, zunächst nur des Primären Sektors, aber seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts auch des Sekundären Sektors. Zwar ist die absolute Wirtschaftsleistung aller Branchen im letzten halben Jahrhundert deutlich gewachsen (selbst der agrare Sektor hat seine nominale Wertschöpfung seit 1960 mehr als verdoppelt), aber der Anteil der beiden ersten Sektoren an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist von fast zwei Drittel auf unter ein Drittel geschrumpft, vor allem bedingt durch das stürmische Wachstum einiger besonders boomender Dienstleistungszweige (Beratung, Grundstücks- und Wohnungswesen, Gesundheitswesen etc.).
Tab. 2 lässt weiterhin erkennen, dass die drei Wirtschaftszweiggruppen des Produzierenden Gewerbes eine unterschiedliche Arbeitsproduktivität aufweisen: Während die bergbau- und energieversorgungsnahen Branchen durchgängig einen höheren Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung leisten, als es ihrem Erwerbstätigenanteil entspricht, gilt das genaue Gegenteil für das Baugewerbe. Dies erklärt sich durch das kapitalintensive Technisierungsniveau und die daraus folgende hohe Arbeitsproduktivität z.B. der Energiewirtschaft, während der Bau durch arbeitsintensivere und damit weniger produktive Fertigungsgegebenheiten geprägt ist. Im Verarbeitenden Gewerbe überlagern sich verschiedenste Branchenbesonderheiten, z.B. die stark automatisierte Chemie und die facharbeitsintensive Feinmechanik; daher ist hier keine generelle Produktivitätsaussage möglich.
Schließlich weisen die Angaben in Tab. 2 nach, dass die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen (als Maß der Produktivität) im Mittel der Gesamtwirtschaft von 5.929 Euro (1960) auf 47.420 Euro (2000) und damit auf das knapp 8fache gestiegen ist. Diese Dynamik des technischen Fortschritts hat sich aber ungleichmäßig in den einzelnen Sektoren und Wirtschaftszweigen niedergeschlagen: Die Wertschöpfung je Erwerbstätigen ist im Bergbau/Energiewirtschaft etc. in den betrachteten vier Jahrzehnten auf das 8,7fache (von 10.710 Euro auf 92.588 Euro), im Baugewerbe dagegen nur auf das 6,2fache (von 5.602 Euro auf 34.745 Euro) gestiegen (Kortzfleisch, Gert-Harald von 1996, Sp. 676 f.).
Tab. 3 listet die 20 umsatzstärksten deutschen Industriekonzerne auf (FAZ, 2005, S. U2). Aus den drei Basisgrößen Umsatz, Beschäftigte und Jahresüberschuss für 2004 lassen sich die beiden Kennzahlen Arbeitsproduktivität (Umsatz pro Beschäftigten) und Umsatzrendite (Jahresüberschuss pro Umsatz) gewinnen. Die Unternehmensstatistik belegt eindrücklich, dass Größe alleine weder Erfolg noch Produktivität, und darüber hinaus absoluter Erfolg (Jahresüberschuss) nicht relativen Erfolg (Umsatzrendite) bedeuten.
Industriebetriebe
Tab. 3: Ausgewählte Kennzahlen der umsatzstärksten Industrieunternehmen in Deutschland (2004)
Die Ordnung der Unternehmen nach der Produktivität lässt sich weitgehend branchenspezifisch erklären. Dabei ragt diese Kennzahl in der Mineralölindustrie (BP, Shell) wegen der außergewöhnlich hohen Kapitalintensität dieser Branche unvergleichlich heraus. Es folgen überdurchschnittlich produktive Wirtschaftszweige wie z.B. die Energiewirtschaft (E.ON, RWE u.a.), die Autoindustrie (DaimlerChrysler, BMW u.a.) sowie die Chemie (BASF, Bayer u.a.), gefolgt von der Elektrotechnik (Siemens, Bosch) und der Stahlindustrie (ThyssenKrupp). Mit am Ende der Produktivitätsskala steht der Bergbau (RAG) mit seiner vergleichsweise hohen Arbeitsintensität. Allerdings kann die Produktivität innerhalb einer Branche auch erheblich schwanken, wie im Fall von Volkswagen und Ford, die sich um den Faktor 2 unterscheiden.
Die Rentabilität lässt sich schwerlich mit branchenbezogenen und überhaupt nicht mit größenspezifischen Einflüssen erklären. So werden etwa die ersten 20 Plätze der umsatzrenditestärksten Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche nur von Firmen besetzt, die, mit der Ausnahme von E.ON und RWE, nicht zu den umsatzstärksten Industrieunternehmen gehören, und darüber hinaus von Unternehmen in tertiären Wirtschaftszweigen, insbesondere in den modernen Dienstleistungen wie Telekommunikation (z.B. Vodafone) und Software (z.B. SAP).

III.  Strategische Veränderungen in Industriebetrieben


Unter den tragenden Gestaltungsfeldern in Industrieunternehmungen werden im Folgenden drei zentrale Managementaspekte des Innovationswesens, des Produktionssystems und der Marktleistung herausgegriffen:

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die technologische Früherkennung,

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die IT-gestützte Technisierung und

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die industriellen Dienstleistungen.


Jedes Unternehmen und besonders Industriebetriebe unterliegen in ihrer technologischen Leistungsfähigkeit einem dynamischen Wandel. Sie haben daher zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit die Entwicklung ihrer Marktportfolios zu beobachten und zu gestalten. Ein geeignetes Analyseinstrument zur technologischen  Früherkennung verwendet Informationen über das Zukunftspotenzial von Wissensfeldern und über die Wettbewerbsstärke an Kompetenzen und Ressourcen des eigenen Unternehmens. Beide Dimensionen, die Technologiesituation und die Technologieposition, gehen in die SWOT-Analyse zur strategischen Frühaufklärung über industrielle Geschäftsfelder ein:

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die endogenen, beeinflussbaren Faktoren (SW) als Strengths (Stärken) bzw. Weaknesses (Schwächen) des Unternehmens im Verhältnis zu seinen Wettbewerbern (Technologieposition) sowie

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die exogenen, unbeeinflussbaren Faktoren (OT) als Opportunities (Chancen) bzw. Threats (Bedrohungen) des unternehmerischen Umfelds (Technologiesituation).


Fragestellungen nach der Technologieposition sind z.B.: Wie stark ist die eigene technische Stellung im Vergleich zum Wettbewerb? Kann geschütztes Wissen eines Wettbewerbers für eine definierte Aufgabe legal umgangen werden? Dagegen ist etwa mit den folgenden Fragen die Technologiesituation angesprochen: Welche grundlegenden Zukunftstechnologien mit hohem Erfolgspotenzial können erwartet werden? Welche Techniktrends zeichnen sich auf einem bestimmten Wissensfeld ab (Haupt, Reinhard 2000, S. 45 f.)?
Die traditionelle Technisierung in Industriebetrieben basierte auf größenbedingten Kostenvorteilen und beinhaltete die Nutzung von hochproduktiven, spezialisierten Fertigungseinrichtungen. Eine derartige Richtung der Industrialisierung hat allerdings auch zu einer sehr starren Automation geführt, wie sie beispielhaft in der klassischen Fließbandnutzung zum Ausdruck kommt, bei der die Perfektionierung der Produktivität auf Kosten der Flexibilität der Fertigungsbedingungen ging.
Die Automatisierung neueren Typs, die flexible Automation, ist dagegen von einer radikal anderen Qualität. Mit Einzug der IT-gestützten  Technisierung seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts gelingt ein bahnbrechender Paradigmenwechsel der Produktionssysteme im Spannungsfeld von Produktivität und Flexibilität: Mit der rechnergestützten Fertigung wird der strikte Konflikt zwischen beiden Zielgrößen entschärft, da hochflexibel umrüst- und werkzeugwechselfreundliche Fertigungsanlagen genutzt werden können, die zugleich kaum weniger produktiv als z.B. traditionelle starr automatisierte Transferstraßen sind. In Anlehnung an die industrielle Revolution der kostendegressionsgestützten Massenfertigung, z.B. in der frühen Autoindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wird der Durchbruch der computergestützten Technisierung als zweite Revolution in der Industrie gewertet (Womack, James P./Jones, Daniel T./Roos, Daniel 1994; Kortzfleisch, Gert-Harald von 1996, Sp. 681; Haupt, Reinhard 2000, S. 123 ff.).
Der oben begründete Strukturwandel von primären und sekundären hin zu tertiären Marktleistungen kommt u.a. auch dadurch zustande, dass kundenferne, bislang im eigenen Unternehmen des Produzierenden Gewerbes erbrachte Services ausgegliedert werden. Z.B. dürfte das Outsourcing von Wach- und Kantinendiensten heute für Industrieunternehmen die Regel sein. Auf der anderen Seite werden dafür andere Dienstleistungen in das industrielle Programmprofil aufgenommen. Solche, das Basissachgut begleitenden immateriellen Leistungen, gewinnen in gewerblichen Unternehmen an Bedeutung, besonders wenn es sich um kundennahe Services wie Beratung, Schulung usw. handelt. (Die Entscheidung für ein Outsourcing oder Insourcing von tertiären Geschäften kann im Einzelfall unterschiedlich ausfallen, z.B. bei der Wartung oder Logistik; sie dürfte wesentlich von der Wahrnehmbarkeit der Dienstleistung durch den Abnehmer beeinflusst werden.) Während eine Ausgliederung von Services in der Wirtschaftsstatistik als Wachstum des Tertiären Sektors in Erscheinung tritt, wird der Trend zu industriellen Dienstleistungen nicht durch die sektorale Statistik wiedergegeben, weil solche Dienste als Zusatzangebote von produzierenden Unternehmen in den Marktleistungen des Sekundären Sektors enthalten sind.
Abschließend erklärt sich daher der Entwicklungsschub von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft nicht nur als ein intersektoraler, sondern auch als ein intrasektoraler Strukturwandel von materiellen zu immateriellen Marktleistungen. Demnach ist nicht nur ein grundlegender Prozess der Tertiarisierung der Wirtschaft im Allgemeinen, sondern auch ein solcher der Tertiarisierung der Industrie im Besonderen im Gange. Jedoch bedeutet Tertiarisierung nicht Deindustrialisierung, sondern industrielle Dienstleistungen eröffnen den Unternehmen des Produzierenden Gewerbes gerade neue Wachstumsfelder und stabile Wettbewerbsvorteile; sie verdrängen nicht Sachgüterangebote, sondern unterstützen eher deren Absatzchancen (Kortzfleisch, Gert-Harald von 1996, Sp. 677 f.; Haupt, Reinhard 1999, S. 235; Haupt, Reinhard 2000, S. 9, 12, 168 f.).
Auch wenn der Industriesektor als Ganzes kein euphorisches Beschäftigungswachstum verspricht, werden sich Industriebetriebe auch in Zukunft aussichtsreich im Markt behaupten können. Zu den Erfolgsfaktoren ihrer strategischen Ausrichtung gehören u.a. die Frühaufklärung über innovative Entwicklungen, der Pfad einer flexiblen Technisierung und die Aufwertung ihrer Absatzpotenziale durch anspruchsvolle Services.
Literatur:
Bratschitsch, Rudolf : Industrie und Handwerk, Produktion in, in: Handwörterbuch der Produktionswirtschaft, hrsg. v. Kern, Werner, Stuttgart 1979, Sp. 766 – 774
FAZ, : Die 100 größten Unternehmen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 153 vom 05.07.2005, S. U2
Hansmann, Karl-Werner : Industrielles Management, 7. A., München et al. 2001
Haupt, Reinhard : Industrielle Dienstleistungen. Zwischen Fokussierung und Diversifizierung, in: Unternehmensführung, Ethik und Umwelt. Festschrift zum 65. Geburtstag von Hartmut Kreikebaum, hrsg. v. Wagner, Gerd Rainer, Wiesbaden 1999, S. 321 – 339
Haupt, Reinhard : Industriebetriebslehre. Einführung. Management im Lebenszyklus industrieller Geschäftsfelder, Wiesbaden 2000
Kern, Werner : Industrielle Produktionswirtschaft, 5. A., Stuttgart 1992
Kortzfleisch, Gert-Harald von : Industriebetriebe, in: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft. Teilband 2, hrsg. v. Wittmann, Waldemar/Kern, Werner/Köhler, Richard et al., 5. A., Stuttgart 1993, Sp. 1695 – 1706
Kortzfleisch, Gert-Harald von : Industrielle und handwerkliche Produktionen, in: Handwörterbuch der Produktionswirtschaft, hrsg. v. Kern, Werner/Schröder, Hans-Horst/Weber, Jürgen, 2. A., Stuttgart 1996, Sp. 675 – 689
Schweitzer, Marcell : Gegenstand der Industriebetriebslehre, in: Industriebetriebslehre. Das Wirtschaften in Industrieunternehmungen, hrsg. v. Schweitzer, Marcell, 2. A., München 1994, S. 1 – 60
Statistisches Bundesamt, : Statistisches Jahrbuch 1997 für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1997
Statistisches Bundesamt, : Statistisches Jahrbuch 2005. Für die Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 2005
Womack, James P./Jones, Daniel T./Roos, Daniel : Die zweite Revolution in der Autoindustrie. Konsequenzen aus der weltweiten Studie aus dem Massachusetts Institute of Technology, 8. A., Frankfurt a.M. et al. 1994

 

 


 

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