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Gesellschaft

In der Wirtschaftssoziologie: [1] das jeweils umfassendste System menschlichen Zusammenlebens. Über weitere einschränkende Merkmale besteht kein Einverständnis.



[2] Der G.sbegriff ist immer Teil einer Theorie des menschlichen Zusammenlebens, als theoretischer Begriff immer abhängig von der sozialen Realität der Gesellschaft als seiner Praxis. Mit dem Erstarken des Bürgertums, das an der öffentlichen Gewalt nicht teilhat, kommt es in der Sozialphilosophie seit dem 17. Jahrhundert im Rahmen der herrschenden societas-civilis-Vorstellung zur Problematisierung der Legitimität politischer Herrschaft (T. Hobbes, B. Pascal, J. Locke), die erst nach der französischen Revolution zur Trennung des Verständnisses von Staat und Gesellschaft führt (C.H. de Saint-Simon, G.W.F. Hegel, L. von Stein). Die Erkenntnis, dass die Gesellschaft ihre politische Verfassung nach Stand der eigenen Entwicklung ändern kann, schlägt sich in der klassischen Soziologie im Begreifen der Gesellschaft als eine werdende nieder (A. Com-te, Frühsozialismus, deutscher Idealismus). Von ihr ist dann die jeweils statisch verstandene politische Verfassung abhängig. Damit wird das Wesen des G.sbegriffs geändert, indem die Einheit der Gesellschaft nun nicht mehr in der politisch-staatlichen Bedürfnisbefriedigung, sondern - sozialhistorisch synchron mit der Industrialisierung - in der Wirtschaft, in einem System der Befriedigung ökonomischer Bedürfnisse (Saint-Simon, C. Fourier, K. Marx) liegt. Ganz im Sinne der Aufklärung geht die Soziologie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts davon aus, dass im Verstehen der Gesellschaft als einer letztlich natürlichen Ordnung nicht die Gesellschaft selbst problemati-sierbar ist, sondern nur ihre „ pathologischen Auswüchse “ müssen offenkundig gemacht und damit heilbar werden (Saint-Simon: Herrschaft; C. Fourier: Handel; RJ. Proudhon: Eigentum; von Stein, Marx, F. Engels: Klassenstruktur). Erst als der Begriff der -y bürgerlichen Gesellschaft durch das Anwachsen des vierten Standes (Proletariat) nicht mehr synonym mit Gesellschaft verwendbar ist, wird die Koppelung von Vernunft und Gesellschaft suspekt und in der Soziologie reflektiert (F. Tönnies); einerseits wird nun der emotional orientierte Gemeinschaftsbegriff zum Gegenbegriff der G.(Gemeinschaft - G.), andererseits wird die Gesellschaft nun als weitestgehend unbeeinflussbar durch ihre Mitglieder interpretiert: die Gesellschaft als sozialer Körper ist ein eigenes Lebewesen, das unabhängig von seinen Teilen entscheidet (H. Spencer, A. Schäffle, R. Worms), bzw. die Gesellschaft ist Partner im Kampf ums Dasein und kann, ohne sich selbst zu gefährden, keine Rücksichten auf ihre Mitglieder nehmen (Sozialdarwinismus). Erst mit diesem Schritt löst sich das Verständnis auf, dass die Gesellschaft als das Ganze mit den Individuen als ihren Teilen einen identischen Zweck habe; Gesellschaft wird nun Objekt der soziologischen Forschung; sei es, dass als Äquivalent für Gesellschaft der Gruppenbegriff eingeführt wird (L. Gumplowicz), um die Identität des Zwecks der Teile und des Ganzen zu wahren, sei es, dass die Gesellschaft als Mittel für die Zwecke der Teile oder die Individuen als Mittel für den Zweck der Gesellschaft analysiert werden. In der neueren Soziologie finden sich vor allem die folgenden Konzeptionen von G.:



[3] Gesellschaft als Summe von Individuen, die durch ein Netzwerk sozialer Beziehungen miteinander in Kontakt und Interaktion stehen, bzw. als Summe der sozialen Wechselwirkungen. Aus dieser Sichtweise ist die Untersuchung der Gesellschaft eine Untersuchung der Formen und Strukturen der Beziehungen (G. Simmel). M. Weber bezeichnet die gesellschaftlichen Beziehungen, aus deren Summe die Gesellschaft entsteht, mit dem Begriff des sozialen Handelns, das dadurch gekennzeichnet ist, dass sein vom Handelnden gemeinter Sinn immer auf das Handeln anderer bezogen ist und durch diese Orientierung gesteuert wird.



[4] In der Nachfolge M. Webers definiert die Theorie des Handlungssystems (T Parsons) Gesellschaft als die Kollektivität (= soziales System mit gemeinschaftlicher Wertorientierung und Handlungsfähigkeit), die alle erhaltungsnotwendigen Funktionen in sich erfüllen kann (Autarkie).



[5] Ähnlich der Handlungstheorie wird in kulturanthropologischen Theorien Gesellschaft als Gruppe von Individuen definiert, die sich durch eine gesonderte Kultur (Wertsystem, Tradition) auszeichnet und unabhängig von anderen Gruppierungen ist (nicht Untergruppe einer anderen Gruppe). Bestimmend für die sozialen Beziehungen ist das Hineinwachsen des einzelnen in die durch die Kultur angebotenen Orientierungen und Handlungsformen.



[6] Als deskriptiver Begriff wird Gesellschaft meist durch Aufzählung von Eigenschaften definiert: u.a. abgegrenztes Territorium; die Bevölkerung besteht aus beiden Geschlechtern und allen Altersgruppen; die Gesellschaft erneuert sich selbst durch sexuelle Reproduktion; sie existiert über die Lebenszeit der Individuen hinaus; sie besitzt bestimmte Organisationsformen und eine eigene Kultur.



[7] Gesamtgesellschaft


 

 


 

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