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Empirische Forschung


Inhaltsübersicht
I.  Begründung empirischer Forschung
II. Bereiche empirischer Forschung in der Unternehmensrechnung
III. Methoden empirischer Forschung in der Unternehmensrechnung
IV. Überblicksarbeiten über empirische Forschung in der Unternehmensrechnung
V. Bewertung empirischer Forschung und Ausblick

I. Begründung empirischer Forschung


Es gibt Fragen, für deren Beantwortung eine logischer Konsistenz genügende Theorie ausreicht, und Fragen, für deren Beantwortung darüber hinaus eine Verträglichkeit mit Beobachtungen der Realität zu fordern ist. Die erstgenannte Gruppe von Fragen findet sich überwiegend in den Geisteswissenschaften, die letzgenannte meist in den Naturwissenschaften. Die Arbeiten der Vertreter des Kritischen Rationalismus, wie Popper, Albert und Blaug haben dazu geführt, dass auch außerhalb der Naturwissenschaften in zunehmendem Maße Fragen untersucht werden, deren Beantwortung die Verträglichkeit mit Beobachtungen der Realität erfordert (Popper, K.R.  1934; Albert, H.  1971; Blaug, M.  1992).
Die Forderung nach Verträglichkeit von Theorien mit der Realität veranlasst Forscher zu einem dreistufigen Vorgehen. Auf einer ersten Stufe ist im Rahmen explorativer Untersuchungen eine Vorstellung von den Größen und Zusammenhängen des Ausschnittes der Realität zu entwickeln, den man wissenschaftlich durchdringen möchte. Auf einer zweiten Stufe werden dann Theorien über die zu untersuchenden Zusammenhänge der Realität aufgestellt. Schließlich konfrontiert man die Theorie mit der Realität.
Dies geschieht üblicherweise dadurch, dass man aus der Theorie beobachtbare Hypothesen entwickelt, die anschließend an der Realität überprüft werden (Hypothesentest). Im Gegensatz zum „ Logischen Positivismus" (vgl. etwa Carnap, R.  1934) geht es dem „ Kritischen Rationalismus" nicht darum, Theorien durch Beobachtungen bestätigen zu wollen. Nach Popper müssen Hypothesen falsifizierbar, d.h. so gestaltet sein, dass sie bzw. die zugrundeliegende Theorie an der Realität scheitern können (Popper, K.R.  1934). Solange schlüssig aus der Theorie hergeleitete Hypothesen bei Konfrontation mit der Realität nicht verworfen werden können, gilt die Theorie zumindest vorläufig als gültig. Steht die Realität im Gegensatz zu den Hypothesen, so ist die Theorie zu modifizieren bzw. zu verwerfen.
Arbeiten, welche im Rahmen der explorativen Phase oder im Rahmen von Hypothesentests Daten der Realität einbeziehen, werden als empirische Untersuchungen bezeichnet. In den Wirtschaftswissenschaften werden empirische Untersuchungen erst seit wenigen Jahrzehnten durchgeführt, allerdings in zunehmendem Umfang. Der Grund für die zunehmende Attraktivität empirischer Untersuchungen in der Unternehmensrechnung dürfte in der zunehmenden Verfügbarkeit von Datenbanken mit ökonomisch relevantem Inhalt sowie in der Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung während der letzten drei Jahrzehnte zu sehen sein. Die Durchführung empirischer Arbeiten wird nämlich begünstigt, wenn die benötigten Daten der Realität leicht zu beschaffen und zu verarbeiten sind.

II. Bereiche empirischer Forschung in der Unternehmensrechnung


Die Bereiche empirischer Forschung in der Unternehmensrechnung lassen sich auf vielfältige Weise beschreiben. Übliche Einteilungen dieses Fachgebietes unterscheiden die Externe von der Internen Unternehmensrechnung. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an Schneiders (Schneider, D.  1997, S. 27 ff.) Versuch einer systematischen Beschreibung der Unternehmensrechnung. Der beabsichtigte Empfängerkreis der Externen Unternehmensrechnung umfasst alle außerhalb der Unternehmensleitung Stehenden; dagegen ist die Interne Unternehmensrechnung nur für die Unternehmensleitung selbst gedacht. Nach der zeitlichen Blickrichtung sind in beiden Teilen sowohl vergangenheitsbezogene als auch zukunftsbezogene Rechnungen zu nennen.

1. Interne Unternehmensrechnung


Im Rahmen der Internen Unternehmensrechnung geht es um Planungsrechnungen (Vorschau- und Entscheidungsrechnungen) sowie um Kontrollrechnungen (Nachschau- und Entscheidungsnachrechnungen). Möglichkeiten zu empirischen Untersuchungen eröffnen sich bei der Entwicklung von Prognosemodellen für die Vorschaurechnungen sowie bei der Unterstützung von Entscheidungen. Dabei kann die empirische Analyse zusammengehörender Planungs- und Kontrollrechnungen vergangener Zeiträume in Verbindung mit dem Wissen um mögliche Einflussgrößen hilfreich sein; dies gilt für die Verbesserung von Prognoserechungen ebenso wie für die Feststellung tatsächlicher Einflussgrößen und Zusammenhänge.

2. Externe Unternehmensrechnung


Im Rahmen der Externen Unternehmensrechnung sind die Rechnungslegung (über Ansprüche und Verpflichtungen) sowie die Prospektrechnung (als Vorschaurechnung und Muster-Entscheidungsrechnung) anzuführen. Empirische Untersuchungen auf dem Gebiet der Externen Unternehmensrechnung sind grundsätzlich nicht auf die Unternehmensleitung beschränkt. Sie können sich mit der Wirkung des Verhaltens der Unternehmensleitung auf das Verhalten der von der Unternehmensleitung Ausgeschlossenen ebenso befassen wie mit dem umgekehrten Zusammenhang.
Eine Wirkung mag in der Fähigkeit der Gruppen bestehen, das Verhalten der jeweils anderen Gruppe prognostizieren zu können. Die Daten der Unternehmensrechnung sind dann als prognoserelevant zu bezeichnen. Eine Wirkung kann ebenso darin liegen, die Entscheidungen der jeweils anderen Gruppe zu beeinflussen, z.B. durch Lieferung von entscheidungsrelevanten Informationen. Man spricht dann von der Entscheidungsrelevanz der Daten. Darüber hinaus kann eine Wirkung darin bestehen, dass Informationen vermittelt werden, die sich zur Erklärung von Zusammenhängen, etwa mit anderen, die Unternehmensleitung interessierenden Größen, eignen. Dann geht es um Zusammenhangsrelevanz.

III. Methoden empirischer Forschung in der Unternehmensrechnung


Die meisten bisher auf dem Gebiet der Unternehmensrechnung durchgeführten empirischen Untersuchungen betreffen die Externe Unternehmensrechnung, insbesondere die Rechnungslegung. Sie werden als Querschnittsuntersuchungen und als Längsschnittuntersuchungen durchgeführt. Fallstudien werden als empirische Untersuchungen dann eingesetzt, wenn der Aspekt statistischer Repräsentativität keine Rolle spielt.
In der Literatur lassen sich drei grundlegende Ansätze zur empirischen Forschung in der Unternehmensrechnung unterscheiden: der Ansatz der Prognoserelevanz, der informationsökonomische Ansatz der so genannten Entscheidungsrelevanz sowie derjenige der Zusammenhangsrelevanz. Die Ansätze lassen sich jeweils mit Befragungen, im Rahmen von Experimenten oder durch Auswertung von Größen durchführen, in denen das tatsächliche Verhalten der Untersuchungsobjekte zum Ausdruck kommt.

1. Ansatz der Prognoserelevanz


Der Ansatz der Prognoserelevanz besteht in der Analyse der Möglichkeiten zur Prognose von Ereignissen, die für den Informationsempfänger – seien es die Unternehmensleitung oder die davon Ausgeschlossenen – relevant sind. Trägt eine Information dazu bei, die Prognose solcher Ereignisse zu verbessern, so kann man die Information als nützlich betrachten (predictive ability).
Die Ermittlung der Prognoserelevanz von Rechnungslegungsdaten erfordert zunächst, Ereignisse festzulegen, die es zu prognostizieren gilt. Je nach Wissenswunsch des Forschers können dies unterschiedliche Ereignisse sein. Dann ist ein Prognosemodell zu definieren. Schließlich kann mit Hilfe von Indikatoren der Treffgenauigkeit ermittelt werden, ob bzw. wie gut die Daten der Rechnungslegung im Rahmen des Prognosemodells das gewählte Ereignis prognostizieren können. Alternativ ließe sich über Befragungen von spezifischen Informationsempfängern herausfinden, inwieweit sich Rechnungslegungsdaten für deren Prognosezwecke eignen. Das Problem des Ansatzes der Prognoserelevanz besteht darin, dass keine Theorie dazu existiert, welche Ereignisse betrachtet werden sollten und wie das Prognosemodell aussehen sollte. Ferner ist bei Untersuchungen, die den Aktienmarkt einbeziehen, der theoretische Bezug zwischen Ereignissen bzw. Ereignisprognosen und Aktienmarktwirkungen herzustellen.
In der Praxis stehen die Prognose von Gewinngrößen und Cashflow Größen von Unternehmen sowie die Insolvenzprognose im Vordergrund der Diskussion.

2. Ansatz der Entscheidungsrelevanz


Der klassische Ansatz, den Nutzen von Informationen für eine einzelne Person zu ermitteln, besteht darin, die Auswirkung der Information auf den Entscheidungsprozess dieser Person zu betrachten (vgl. etwa Foster, G.  1978; Beaver, W.H.  1998; Bamberg, G./Coenenberg, A.G.  2000). Eine Information stiftet Nutzen, wenn das Ergebnis der Entscheidung bei Ausnutzung der Information besser ausfällt als ohne deren Berücksichtigung (decision relevance). Üblicherweise unterstellt man eine Person, die ihre Zielfunktion und ihr Präferenzsystem kennt. Diese Person definiert ihre Handlungsmöglichkeiten und ermittelt für jede von diesen den Beitrag zur Erreichung ihrer Ziele. Schließlich wählt sie diejenige Handlungsmöglichkeit, die den höchsten Zielerreichungsbeitrag erwarten lässt.
Fließen neue Informationen zu, so können diese bewirken, dass der Entscheider seine Zielfunktion oder sein Präferenzsystem ändert, dass er neue Handlungsmöglichkeiten erkennt, dass er die Zielbeiträge der einzelnen Handlungsmöglichkeiten neu und anders als vorher bestimmt oder dass er andere Umweltzustände erkennt oder deren Eintrittswahrscheinlichkeiten anders schätzt. Neue Informationen nutzen dem Entscheider, wenn er als Folge der Berücksichtigung dieser Informationen ein besseres Ergebnis erzielt als er es ohne deren Kenntnis getan hätte. Der Nutzen wird üblicherweise als Informationswert bezeichnet und mit dem Unterschied im Zielerreichungsbeitrag (mit und ohne die Information) bewertet.
Es leuchtet unmittelbar ein, dass der Nutzen einer Information im oben genannten Sinne nur relativ bestimmbar ist: Er hängt immer davon ab, welches Entscheidungsproblem vorliegt und von welcher Handlungsmöglichkeit man vor Zufluss der Information ausgeht. So wird beispielsweise der Wert einer Information über die Geschäftsrisiken eines Unternehmens für einen Aktionär, der keine anderen Aktien besitzt (undiversifizierter Anleger) ein anderer sein als für einen Aktionär, welcher auch Aktien von anderen Unternehmen besitzt, sofern die Erträge der Aktien nicht vollständig miteinander korreliert sind (diversifizierter Anleger). Für den letztgenannten Aktionär hängt der Wert zudem davon ab, wie sein Portefeuille vor dem Zeitpunkt des Informationszuflusses strukturiert war. Diese Aussagen gelten für jegliche Art von Informationen, also auch für Daten der Unternehmensrechnung. Der Ansatz weist den Weg zur Messung der Entscheidungsrelevanz von Informationen: Beobachtung und Analyse von Entscheidungsergebnissen. Hinsichtlich der Aktienmarktwirkungen von Rechnungslegungsdaten hat sich der grundlegende Untersuchungsansatz von Ball/Brown mit einigen Abwandlungen und Weiterentwicklungen durchgesetzt (Ball, R./Brown, P.  1968).

3. Ansatz der Zusammenhangsrelevanz


Schließlich ist der Ansatz der Zusammenhangsrelevanz zu nennen. Danach ist eine Information um so nützlicher, je mehr sie zur Erklärung von Zusammenhängen beiträgt. Der Ansatz wurde besonders intensiv für Untersuchungen der Zusammenhänge zwischen Preisen und Renditen von Aktien einerseits und Daten der Unternehmensrechnung andererseits verwendet. Dabei untersucht man letztlich die Relevanz der Information für die Bewertung von Unternehmen und Unternehmensanteilen (value relevance). Aufbauend auf der Arbeit von Ohlson, beherrscht der Ansatz die einschlägige Literatur seit 1995 (Ohlson, J.A.  1995).
Prinzipiell ließe sich die Bewertungsrelevanz von Rechnungslegungsdaten mithilfe von Befragungen, etwa von Finanzanalysten und Investoren, empirisch untersuchen. Weniger ermessensabhängig, aber dennoch hinreichend theoretisch fundiert erscheint eine Messung der Bewertungsrelevanz mithilfe des mathematisch-statistischen Instrumentariums der linearen Regression (vgl. zu empirischen Anwendungen z.B. Easton, P.D./Harris, T.S./Ohlson, J.A.  1992 oder Harris, T.S./Lang, M./Möller, H.P.  1994). Möglich ist dies, weil die Modellformulierungen von Ohlson eine lineare Abhängigkeit des Aktienwertes bzw. der Aktienrenditen von Rechnungslegungsdaten beschreiben (Ohlson, J.A.  1995).

IV. Überblicksarbeiten über empirische Forschung in der Unternehmensrechnung


Die empirische Forschung in der Unternehmensrechnung hat in den letzten Jahren deutliche Nachweise erbracht, dass Rechnungslegungsdaten Relevanz gemäß aller o.a. Ausprägungen zukommt. Der Fokus der Untersuchungen hat sich dabei im Zeitablauf von der Prognoserelevanz über die Entscheidungsrelevanz zur Bewertungsrelevanz verlagert. Vor mehr als zwei Jahrzehnten stammten empirische Untersuchungen fast ausschließlich aus den angelsächsischen Ländern. Einen Überblick über solche frühen Studien, vornehmlich zur Prognose- und Entscheidungsrelevanz für den US-amerikanischen Markt, liefern Lev, Foster, Ball/Foster und Watts/Zimmerman (Lev, B.  1974; Foster, G.  1978; Foster, G.  1986; Ball, R./Foster, G.  1982; Watts, R.L./Zimmermann, J.L.  1986; Lev, B.  1989). Entscheidungsrelevanzstudien nur auf Basis von Befragungen werden bei Hines dargestellt (Hines, R.  1982). Zu experimentellen Studien siehe (Danos, P./Holt, D.L./Imhoff, E.A.  1989. Beaver und Kothari beleuchten auch jüngere Entwicklungen der empirischen Rechnungslegungsforschung in den USA (Beaver, W.H.  1998; Kothari, S.P.  2001).
Eine breite Zusammenstellung der bis zu den achtziger Jahren noch recht spärlichen kontinentaleuropäischen empirischen Literatur findet sich für den deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt in Coenenberg/Möller/Schmidt (Coenenberg, A.G./Möller, H.P./Schmidt, F.  1984). Für einen aktuelleren Überblick im Bereich der externen Unternehmensrechnung sei auf Coenenberg/Haller, Möller und Möller/Hüfner verwiesen, im Bereich der internen Unternehmensrechnung auf Franzen, Schweikart und Günther (Coenenberg, A.G./Haller, A.  1993a/b; Möller, H.P.  1993; Möller, H.P./Hüfner, B.  2002; Franzen, W.  1984; Schweikart, J.A.  1986; Günther, T.  1990). Auffallend erscheint, dass insbesondere in Deutschland die Forschung zur internen Unternehmensrechnung sehr stark auf der explorativen Auswertungsstufe angesiedelt ist und sich meist über Befragungen der Deskription interner Rechnungslegungssysteme von Unternehmen widmet; vgl. Küpper zu einer übersichtsartigen Darstellung der empirischen Forschung zum internen Rechnungswesen in Deutschland zwischen 1980 und 1990 (Küpper, H.-U.  1993). Ausschließlich mit der empirischen Prüfung der Prognoserelevanz in Deutschland, vornehmlich der Prognose künftiger Unternehmenskrisen, beschäftigen sich Baetge, Hauschildt und Rösler (Baetge, J.  1998; Hauschildt, J.  1988; Rösler, J.  1988). Empirische Studien zur Zusammenhangsrelevanz von Rechnungslegungsdaten im Sinne der Bewertungsrelevanz werden etwa seit einem Jahrzehnt veröffentlicht, zunächst in den USA, seit 1995 auch in Deutschland. Bisherige empirische Resultate liefern einen beeindruckenden Nachweis der Bewertungsrelevanz von Rechnungslegungsdaten. Eine differenzierende Übersicht zu Bewertungsrelevanzstudien findet sich in Möller/Hüfner (Möller, H.P./Hüfner, B.  2002).
Insgesamt zeigt sich in den empirischen Arbeiten zur Prognose-, Entscheidungs- und Bewertungsrelevanz von Rechnungslegung, dass die Relevanz nicht nur von konzeptionellen Eigenschaften der betrachteten Rechnungslegung (Messgrundsätze) abhängt, sondern dass auch andere Einflüsse einwirken, etwa messsubjektbedingte Einflüsse (z.B. Ermessensurteile und opportunistisches Ausweisverhalten von Bilanzierenden). Daneben werden messobjektbedingte Einflüsse (z.B. bestimmte fundamentale Eigenschaften der SachinvestitionUnternehmen “ ) oder auch situative Einflüsse (z.B. bestimmte Unternehmenssituationen und/oder Unternehmensumfeldbedingungen sowie deren Veränderung im Zeitablauf) relevant.

V. Bewertung empirischer Forschung und Ausblick


Empirische Forschung im Bereich der Rechnungslegung ist nützlich, wenn es Forschern unter sachgerechter Verwendung empirischer Methoden gelingt, Rechnungslegungsverhalten und Wirkungen von Rechnungslegung in der Realität zu erklären und zu prognostizieren. Ein rein explorativ orientiertes empirisches Vorgehen greift hierfür zu kurz. Notwendig erscheint, Resultate empirischer Forschung in Zusammenhang mit zugrunde gelegten Modelltheorien zu deuten und gegebenenfalls solche Theorien anzupassen bzw. zu verwerfen. Nur so lässt sich die Entwicklung empirisch gehaltvoller Theorien vorantreiben. Gelingt es empirischer Forschung auf diese Weise, reales Rechnungslegungsverhalten und Wirkungen von Rechnungslegung zu durchdringen, dann besteht die Aussicht, mit ihrer Hilfe einen Beitrag zur effizienten Gestaltung der Rechnungslegungspraxis zu leisten. Wünschenswert hierfür wäre es, Rechnungslegung nicht nur im Ein-Person-Kontext, etwa aus Sicht von Investoren, sondern im Mehrere-Personen-Kontext zu betrachten. Allerdings befindet sich hier sowohl die Theorienbildung als auch die Anwendung empirischer Methoden noch im Anfangsstadium.
Literatur:
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Bamberg, Günter/Coenenberg, Adolf Gerhard : Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, München, 10. A., 2000
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Blaug, Mark : The Methodology of Economics or how Economists Explain, Cambridge, 2. A., 1992
Carnap, Rudolf : Logische Syntax der Sprache, Wien 1934
Coenenberg, Adolf Gerhard : Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse, Landsberg am Lech, 17. A., 2000
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Danos, Paul/Holt, Doris L./Imhoff, Eugene A. : The Use of Accounting Information in Bank Lending Decisions, in: AOS, Jg. 14, 1989, S. 235 – 246
Easton, Peter D./Harris, Trevor S./Ohlson, James A. : Aggregate Accounting Earnings can Explain Most of Security Returns: The Case of Long Return Intervals, in: JAE, Jg. 15, 1992, S. 119 – 142
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Franzen, Wolfgang : Entscheidungswirkungen von Kosteninformationen, Augsburg 1984
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Hines, R. : The Usefulness of Annual Reports: The Anomaly Between the Efficient Markets Hypothesis and Shareholder Surveys, in: ABR, Jg. 12, 1982, S. 296 – 309
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Möller, Hans Peter/Hüfner, Bernd : Zur Bedeutung der Rechnungslegung für den deutschen Aktienmarkt – Begründung, Messprobleme und Erkenntnisse empirischer Forschung, in: Jahrbuch für Controlling und Rechnungswesen 2002
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Schneider, Dieter : Betriebswirtschaftslehre, Band 2: Rechnungswesen, München, 2. A., 1997
Schweikart, James A. : The Relevance of Managerial Accounting Information: A Multinational Analysis, in: AOS, Jg. 11, 1986, S. 541 – 554
Watts, Ross L./Zimmermann, Jerold L. : Positive Accounting Theory, Englewood Cliffs, NJ 1986

 

 


 

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