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Wirtschaftswissenschaft


1. W. (engl.: economics, früher meist political economy) nennt man eine Disziplin, deren Erkenntnisobjekt die Wirtschaft ist. Die Überlegungen zu diesem Erkenntnisobjekt gehen generell vom Phänomen der Güterknappheit aus. An dieses Phänomen schließen zahlreiche Versuche an, W. genau zu definieren. Jedoch hat keine dieser Definitionen allgemeine Zustimmung gefunden. Offenbar ist es kaum möglich, die zahlreichen Aspekte der W. in einer knappen Formulierung einzufangen. Deshalb scheint es zweckmäßiger, die Methodik und Fragestellungen der W. zu beschreiben.
2. Die Methodik oder Vorgehensweise der W. richtet sich zunächst danach, welche Aufgabe der Wissenschaft beigemessen wird. Nach der herrschenden Auffassung sollen wissenschaftliche Aussagen geeignet sein, unsere Kenntnisse zu verbessern. Dann gehören persönliche Meinungen oder subjektive Wertungen  Soll-Aussagen  nicht zur Wissenschaft, die sich darauf beschränkt festzustellen, was ist (Ist-Aussagen). Eine Besonderheit der W. liegt des weiteren darin, daß wissenschaftliche Aussagen nicht nur der Verbesserung unserer Kenntnisse dienen, sondern auch die Basis für Vorhersagen bilden. Diese Besonderheit teilt die W. mit einigen anderen Disziplinen, z.B. der Meteorologie und Astronomie. Bei der Gewinnung von neuen Erkenntnissen kann auf Laboratoriumsversuche oder Experimente i.d.R. nicht zurückgegriffen werden, wohl aber auf die Beobachtung der Wirklichkeit mit Hilfe der Statistik. Stärker und früher als in anderen Sozialwissenschaften, wie der Soziologie und Politologie, hat sich in der W. die Überprüfung von Theorien (Hypothesen) durch empirische Fakten durchgesetzt (Ökonometrie).
3. Die Grundproblematik des Wirtschaftens, die Güterknappheit, ist genereller Ausgangspunkt aller Fragestellungen in der W. Näherhin sind die wissenschaftlichen Fragen an der Art und Weise orientiert, mit der die Güterknappheit angegangen wird. Für moderne, hoch entwickelte Volkswirtschaften sind typisch: eine weitgehende Arbeitsteilung , ein funktionierendes Geldsystem und staatliche Aktivität in der Wirtschaft. Eine Folge der Arbeitsteilung ist, daß die Gütererzeugung in Betrieben oder Unternehmen erfolgt, von diesen konsumreif angeboten, von den Haushalten nachgefragt wird. Zu fragen ist, wovon die Wahl des Produktionsverfahrens sowie das Angebot von Gütern abhängt (Güterangebot , Unternehmenstheorie), welche Güter die Nachfrager wünschen (Haushaltstheorie) und wie Angebot und Nachfrage zum Ausgleich kommen (Preis- und Verteilungstheorie). Da diese Fragen auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte abstellen, wird die Unternehmens-, Haushalts-, Preis- und Verteilungstheorie auch als mikroökonomische Theorie (Mikroökonomik) bezeichnet, von der die makroökonomische Theorie ( Makroökonomik) unterschieden wird, zu deren Fragestellungen gehören: Welche Aufgaben hat das Geld und welche Wirkungen gehen von ihm aus (Geldtheorie)? Welche Einflüsse gehen mit der Existenz des Staates einher (Finanztheorie bzw. Finanzwissenschaft)?
4. Die W., verstanden als einheitliche Disziplin mit dem Erkenntnisobjekt Wirtschaft, wird im deutschen Sprachgebiet  anders als in den Vereinigten Staaten und Großbritannien  häufig in Subdisziplinen unterteilt. So unterscheidet man zwischen Volkswirtschaftslehre (od. Nationalökonomie), Finanzwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre . Diese Unterscheidung hat historische Gründe, vor allem im deutschen Universitätssystem. Wissenschaftssystematisch ist sie bedenklich, was noch mehr gilt, wenn von W.  im Plural  als Oberbegriff für einzelne Disziplinen gesprochen wird. Sinnvoll dürfte allein die Unterscheidung von Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik (Theorie der Wirtschaftspolitik) sein. Diese Unterscheidung geht von verschiedenen Grundproblemen aus. Auf die Frage "Was war?" versucht die Wirtschaftsgeschichte eine Antwort zu geben. Der Wirtschaftstheorie ist als Frage aufgegeben "Was ist und weshalb ist es so?" Die Wirtschaftspolitik (genauer: Theorie der Wirtschaftspolitik) interessiert sich für das Problem "Wie lassen sich bestimmte Ziele erreichen?"
5. Nachbardisziplinen der W. sind die Psychologie, Soziologie, Politologie und Rechtswissenschaft. Diese Wissenschaften bieten Erkenntnisse über das Verhalten von Individuen und Gruppen, den Entscheidungsprozeß in staatlichen Organisationen sowie das System von Normen und Institutionen, Denkweisen und Methoden formaler Disziplinen  z.B. der Mathematik und Statistik  können bei der wirtschaftswissenschaftlichen Analyse eine große Hilfe sein (Hilfswissenschaften).

Literatur: H. K. Schneider, Methoden und Methodenfragen der Volkswirtschaftstheorie, in: W. Ehrlicher u.a. (Hrsg.), Kompendium der Volkswirtschaftslehre. Bd.
1. ,
5. A., Göttingen 1975. A. Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 11. A., München 1993.

 

 


 

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